s verdorbenen Grafen Kloeker gewohnt und in dem
nunmehr Arthur eingezogen war. Sie fragte den ihr auf dem Flur
entgegentretenden Diener nach ihrer Schwaegerin.
Er erklaerte hoeflich beflissen, dass sie im Garten sei oder sich ins Dorf
begeben habe. Er wolle eilig nachforschen.
Nachdem er sich entfernt hatte, trat Margarete zunaechst auf die Veranda,
dann aber ins Wohngemach, schaute sich, wie am Vormittag, als Arthur sie
ueberrascht hatte, nach allem um. Dann ging sie gedankenlos, ihrem
Impulse folgend, in das daneben befindliche, von Ileisa vorzugsweise
bewohnte Kabinett.
Auf der anderen Seite befand sich ein aehnliches, von Arthur
ausschliesslich benutztes Arbeitszimmer.
Hier fand Margarete auf Ileisas Schreibtisch eine Art von Gedenkbuch mit
beschriebenen Blaettern, und las--gegen ihren Willen angezogen--was
Ileisa dort angezeichnet hatte.
Und so ergriff sie das, was sie fand, dass sie unwillkuerlich in einen
nebenan gehenden Sessel zuruecksank und sich--den Gedanken unterdrueckend,
dass sie etwas that, wozu ihr das Recht fehlte--voellig in die Lektuere
vertiefte.
Es hiess da:
"Alle _Vorstellungen_ ueber Glueck sind ausnahmslos unzutreffend. Nur die
Erfahrungen koennen uns ueber dessen Einzelwesen belehren.
"Einer denkt, er werde mit dem Haupt in den Himmel hineinragen, wenn er
seiner Nahrungssorgen entrueckt werde, und wird ihm in Fuelle, was er vom
Schoepfer erflehte, schreit er nach dem Wechsel zwischen Entbehrung und
Genuss!
"Zum Glueck gehoeren moeglichste Unabhaengigkeit von anderen, und die
Saettigungen, die unsere 'Herzen' und Gemueter beduerfen.
"Ich bin eine Sklavin geworden, die ich dachte, ich wuerde alle Fesseln
abstreifen. Und mich hungert foermlich nach Liebe!
"Waeren nicht zwei Menschen: meine edle Tante und Margarete, wuerde ich
vielleicht schon ins Wasser gesprungen sein.
"Es fliesst so lockend jenseits der Wiese vorueber. So tief ist der Au, so
rein ist sein Wasser. Da ruht's sich sicher gut. Ich bin so
todestraurig, so verzagt, so grenzenlos unbefriedigt. Wer hilft mir--?"
Als eben Margarete noch weiter lesen wollte, vernahm sie nebenan
Geraeusch von Schritten, scheuchte infolgedessen hastig empor, warf sich
eilig in einen Sessel, der in einem nach dem Garten schauenden
Erkerausbau stand, und griff nach einem, auf einem kleinen Tisch
liegenden Buch.
Im naechsten Moment stand Ileisa vor ihr. Aber ein Schreck ergriff
Margarete, als sie Ileisa anblickte.
Diese aber
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