in einen Sessel und las folgendes:
"Ich will in Gruenhagen nicht mehr wohnen. Ich will nicht neben der
Person noch eine Nacht sein, die sich dort eingenistet hat, um Dich zu
umgarnen. Die ganze Gegend weiss es, dass sie hoechst ungluecklich mit
ihrem neugeschaffenen Baron ist. Da wirst sie natuerlich die Netze
wieder nach Dir aus.--Ich mag und will aber auch nicht--ich wiederhole
es--auf dem Lande verdorren und mich tot langweilen. Ich kehre nicht
zurueck, unter keinen Umstaenden.
Ich will aber gern mit Dir in Berlin leben und alles thun, damit Du
mit mir zufrieden bist.
Allerdings erwarte ich, dass auch Du Konzessionen machst. So geht es
nicht weiter.
Ich werde heute nacht im Askanischen Hof logieren. Der dort uns so
lange Jahre kennende Wirt wird nichts Auffaelliges darin finden.
Morgen vormittag begebe ich mich in unsere Wohnung und werde alles zum
Aufenthalt herrichten.
Unsere Sachen bitte ich Dich, von unserem Dienstpersonal sofort
einpacken und herbefoerdern zu lassen. Sie sollen auch selbst bis
morgen abend spaetestens hier sein.
Dich erwarte ich natuerlich schon um Mittag und ich schliesse nicht nur
mit den Worten Corneilles:
'Soyons amis', sondern sage: Seien wir sogar die alten, die wir einst
waren. Es wuerde darueber gluecklich sein, Deine, auch einmal einen
Willen und ihre Neigungen besitzende Adelgunde."
Der erste Gedanke, der Klamm kam, nachdem er diesen Brief gelesen hatte,
war: dass Adelgunde seiner Mutter mit keiner Silbe gedacht hatte. Sie
entbot die Dienstboten zu sich--seine alte Mama konnte sehen, wo sie
blieb und was aus ihr wurde. Dass man ihr das Personal nahm, das fuer sie
kochte und ihr aufwartete, kam gar nicht in Frage.
Klamm liess das Haupt sinken.
Gab's denn wirklich nur eine einzige auf der Welt, die ein Recht auf
seine Liebe und unbedingte Verehrung besass, sie, seine Mutter, die oben
gewiss noch seiner wartete, damit er ihr, wie immer, einen Kuss auf die
Wange druecke, und ihr "Gute Nacht" sage.
Schatten umfingen seine Seele und trieben ihm eine grenzenlose Trauer
ins Herz.
Fuehlte sich Ileisa nebenan ungluecklich, so ungluecklich, dass sie schon
von tiefen Wassern gesprochen, er, Klamm, haette sich in diesem
Augenblick mit seinem Leibe tief unten in der Erde gewuenscht.
Er hielt Umschau! Lag's an ihm? War er zu anspruchsvoll? Waren die
Menschen im Grunde gut und umgaenglich? Verlangte er zu viel--hatte er
etwa
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