r Seite zu stehen. Ich
bitte darum, weil ich voellig allein bin. Die Familie Knoop hat sich
schon seit Wochen nach Madeira begeben, und wenn ich sie auch wirklich
erreichen koennte, so wuerden sie doch deshalb nicht zurueckkehren. Auch
Margarete ist nach einem Influenzaanfall so leidend--um ihretwillen
haben Knoops ihr Gut in Holstein verlassen--dass sie nicht zu mir
reisen kann. Sie waere sonst sicher zu mir geeilt. Ich wage diesen
Anspruch an Sie zu erheben, weil Sie mir in Ihrer grossen Guete bei
unserer letzten Begegnung sagten, dass Sie--wann immer ich Sie
riefe--da sein wuerden.
Ihre Ileisa von Knoop."
Klamm hatte den Brief in dem Augenblick gelesen, als der auch ferner im
Geschaeft verbliebene Adolf ihm einen Herrn aus dem Ministerium gemeldet.
So legte er vorlaeufig das Schreiben zu anderen, eben von ihm
durchgesehenen Korrespondenzen, obschon es ihm noch durch den Sinn ging,
dass es besser sei, grade dieses Schriftstueck wegzuschliessen.
Unter den Anspruechen, die dann an ihn herantraten, und die ihn Stunden
lang und laenger als sonst in Atem hielten, blieben die Eingaenge auf dem
Pulte liegen. Sie wurden auch von Klamm--da er mit einem Lieferanten in
der Druckerei zu thun hatte und sich mit diesem in der Naehe in ein
Restaurant nach geschehener Ruecksprache begab--spaeter nicht entfernt.
Er besorgte selbst die Depesche an Ileisa nach Hamburg, in der er ihr
mitteilte, dass er bereits abends abreisen und sie in der Fruehe sogleich
aussuchen werde.
Klamm hatte, als er gegen fuenf Uhr zu Tisch kam, Adelgunde, die zur
Beerdigung seiner Mutter nach Berlin zurueckgekehrt war, an diesem Tage
noch nicht gesehen. Sie stand sehr spaet auf, waehrend er stets frueh wach
und in Thaetigkeit war.
"Ich werde heute abend eine Reise antreten," warf Klamm, nachdem er
seine Frau gelassen gegruesst, nach bereits verzehrter Suppe hin. "Auch
werde ich einige Tage fortbleiben, denke jedoch Ende der Woche
zurueckzukehren."
"Ich weiss es--ich weiss alles," entgegnete Adelgunde, die ihm schon mit
sehr verschlossener Miene gegenueber gesessen, mit ausdruckslosem
Gesicht.
"Du weisst es?! Was weisst du?"
"Ich suchte dich in deinem Kontor auf, fand dich nicht, aber einen offen
daliegenden Brief von der Person in Hamburg, den ich las--"
"Du liest Briefe ohne Erlaubnis.--Darueber muss ich mich wundern--"
Statt diesmal etwas zu entgegnen, sah Adelgunde ihren Mann erst mit
einem kurzen Blick an. Dan
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