te Habsucht zu Nutze.
Wenn man bedenkt, wie schwer der reisende Naturforscher den Koerper der
Schildkroete herausbringt, wenn er Ruecken- und Brustschild nicht trennen
will, so kann man die Gewandtheit des Tigers nicht genug bewundern, der
mit seiner Tatze den Doppelschild des Arrau leert, als waeren die Ansaetze
der Muskeln mit einem chirurgischen Instrumente losgetrennt. Der Tiger
verfolgt die Schildkroete sogar ine Wasser, wenn dieses nicht sehr tief
ist. Er graebt auch die Eier aus und ist nebst dem Krokodil, den Reihern
und dem Gallinazogeier der furchtbarste Feind der frisch ausgeschluepften
Schildkroeten. Im verflossenen Jahr wurde die Insel Pararuma waehrend der
Eierernte von so vielen Krokodilen heimgesucht, dass die Indianer in einer
einzigen Nacht ihrer achtzehn, 12--15 Fuss lange, mit hakenfoermigen Eisen
und Seekuhfleisch daran, fingen. Ausser den eben erwaehnten Waldthieren thun
auch die wilden Indianer der Oelbereitung bedeutenden Eintrag. Sobald die
ersten kleinen Regenschauer, von ihnen _'Schildkroetenregen'_ genannt, sich
einstellen, ziehen sie an die Ufer des Orinoco und toedten mit vergifteten
Pfeilen die Schildkroeten, die mit emporgerecktem Kopf und ausgestreckten
Tatzen sich sonnen.
Die jungen Schildkroeten (_tortuguillos_) zerbrechen die Eischale bei Tag,
man sieht sie aber nie anders als bei Nacht aus dem Boden schluepfen. Die
Indianer behaupten, das junge Thier scheue die Sonnenhitze. Sie wollten
uns auch zeigen, wie der Tortuguillo, wenn man ihn in einem Sack weit weg
vom Ufer traegt und so an den Boden setzt, dass er dem Flusse den Ruecken
kehrt, alsbald den kuerzesten Weg zum Wasser einschlaegt. Ich gestehe, dass
dieses Experiment, von dem schon Pater GUMILLA spricht, nicht immer gleich
gut gelingt; meist aber schienen mir die kleinen Thiere sehr weit vom
Ufer, selbst auf einer Insel, mit aeusserst feinem Gefuehl zu spueren, von
woher die feuchteste Luft weht. Bedenkt man, wie weit sich die Eierschicht
fast ohne Unterbrechung am Ufer hin erstreckt, und wie viele tausende
kleiner Schildkroeten gleich nach dem Ausschluepfen dem Wasser zugehen, so
laesst sich nicht wohl annehmen, dass so viele Schildkroeten, die am selben
Ort ihre Nester gegraben, ihre Jungen herausfinden und sie, wie die
Krokodile thun, in die Lachen am Orinoco fuehren koennen. Soviel ist aber
gewiss, dass das Thier seine ersten Lebensjahre in den seichtesten Lachen
zubringt und erst, wenn es erwachsen ist, in das grosse Flus
|