usbreitung der Missionen ankam,
unzertrennlicher Graeuel. Es thut dem Gemuethe wohl, dass die Franciskaner,
Dominikaner und Augustiner, welche gegenwaertig einen grossen Theil von
Suedamerika regieren und, je nachdem sie von milder oder roher Sinnesart
sind, auf das Geschick von vielen Tausenden von Eingeborenen den
maechtigsten Einfluss ueben, nicht nach jenem System verfahren. Die Einfaelle
mit bewaffneter Hand sind fast ganz abgestellt, und wo sie noch vorkommen,
werden sie von den Ordensobern missbilligt. Wir wollen hier nicht
ausmachen, ob diese Wendung des Moenchsregiments zum Bessern daher ruehrt,
dass die fruehere Thaetigkeit erschlafft ist und der Lauheit und Indolenz
Platz gemacht hat, oder ob man darin, was man so gerne thaete, einen Beweis
sehen soll, dass die Aufklaerung zunimmt und eine hoehere, dem wahren Geist
des Christenthums entsprechendere Gesinnung Platz greift.
Vom Einfluss des Rio Paruasi an wird der Orinoco wieder schmaler. Er ist
voll Inseln und Granitklippen, und so entstehen hier die *Stromschnellen*
oder kleinen Faelle (_los remolinos_), die beim ersten Anblick wegen der
vielen Wirbel dem Reisenden bange machen koennen, aber in keiner Jahreszeit
den Schiffen gefaehrlich sind. Man muss wenig zu Schiffe gewesen seyn, wenn
man wie Pater GILI, der sonst so genau und verstaendig ist, sagen kann: "e
terrible pe molti scogli il tratto del fiume tral Castello e Caricciana."
Eine Reihe von Klippen, die fast ueber den ganzen Fluss laeuft, heisst *Raudal
de Marimara*. Wir legten sie ohne Schwierigkeit zurueck, und zwar in einem
schmalen Kanal, in dem das Wasser ungestuem, wie siedend, unter der *Piedra
de Marimara* heraufschiesst, einer compakten Granitmasse, 80 Fuss hoch und
300 im Umfang, ohne Spalten und ohne Spur von Schichtung. Der Fluss tritt
weit ins Land hinein und bildet in den Felsen weite Buchten. Eine dieser
Buchten zwischen zwei kahlen Vorgebirgen heisst der *Hafen von Carichana*.
Der Ort hat ein wildes Aussehen; das Felsenufer wirft Abends seine
maechtigen Schatten ueber den Wasserspiegel und das Wasser erscheint
schwarz, wenn sich diese Granitmassen darin spiegeln, die, wie schon
bemerkt, wegen der eigenen Faerbung ihrer Oberflaeche, bald wie Steinkohlen,
bald wie Bleierz aussehen. Wir uebernachteten im kleinen Dorfe Carichana,
wo wir auf die Empfehlung des guten Missionaers Fray Jose Antonio de Torre
im Pfarrhaus oder _'Convento'_ Aufnahme fanden. Wir hatten seit fast
vierzehn Tagen unter
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