alsystems sich der tiefsten Verkommenheit nicht entringen koennen.
Zwang, als hauptsaechlichstes und einziges Mittel zur Sittigung des Wilden,
erscheint zudem als ein Grundsatz, der bei der Erziehung der Voelker und
bei der Erziehung der Jugend gleich falsch ist. Wie schwach, und wie tief
gesunken auch der Mensch seyn mag, keine Faehigkeit ist ganz erstorben. Die
menschliche Geisteskraft ist nur dem Grad und der Entwicklung nach
verschieden. Der Wilde, wie das Kind, vergleicht den gegenwaertigen Zustand
mit dem vergangenen; er bestimmt seine Handlungen nicht nach blindem
Instinkt, sondern nach Ruecksichten der Nuetzlichkeit. Unter allen Umstaenden
kann Vernunft durch Vernunft aufgeklaert werden; die Entwicklung derselben
wird aber desto mehr niedergehalten, je weiter diejenigen, die sich zur
Erziehung der Jugend oder zur Regierung der Voelker berufen glauben, im
hochmuethigen Gefuehl ihrer Ueberlegenheit auf die ihnen Untergebenen
herabblicken und Zwang und Gewalt brauchen, statt der sittlichen Mittel,
die allein keimende Faehigkeiten entwickeln, die aufgeregten Leidenschaften
saenftigen und die gesellschaftliche Ordnung befestigen koennen.
Am 10. April. Wir konnten erst um zehn Uhr Morgens unter Segel gehen. Nur
schwer gewoehnten wir uns an die neue Pirogue, die uns eben ein neues
Gefaengniss war. Um an Breite zu gewinnen, hatte man auf dem Hintertheil des
Fahrzeugs aus Baumzweigen eine Art Gitter angebracht, das aus beiden
Seiten ueber den Bord hinausreichte. Leider war das Blaetterdach (_el
toldo_) darueber so niedrig, dass man gebueckt sitzen oder ausgestreckt
liegen musste, wo man dann nichts sah. Da man die Piroguen durch die
Stromschnellen, ja von einem Fluss zum andern schleppen muss, und weil man
dem Wind zu viel Flaeche boete, wenn man den _Toldo_ hoeher machte, so kann
auf den kleinen Fahrzeugen, die zum Rio Negro hinauf gehen, die Sache
nicht anders eingerichtet werden. Das Dach war fuer vier Personen bestimmt,
die auf dem Verdeck oder dem Gitter aus Baumzweigen lagen; aber die Beine
reichen weit ueber das Gitter hinaus, und wenn es regnet, wird man zum
halben Leib durchnaesst. Dabei liegt man auf Ochsenhaeuten oder Tigerfellen
und die Baumzweige darunter druecken einen durch die duenne Decke gewaltig.
Das Vordertheil des Fahrzeugs nahmen die indianischen Ruderer ein, die
drei Fuss lange, loeffelsoermige *Pagaies* fuehren. Sie sind ganz nackt,
sitzen paarweise und rudern im Takt, den sie merkwuerdig genau einh
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