rauer*.
Die Gemuethsart dieses kleinen Affen, der sich nur beim Fressen auf den
Hinterbeinen ausrichtet, verraeth sich durch seine Haltung nur sehr wenig.
Er sieht sanft und schuechtern aus; haeufig beruehrt er das Fressen nicht,
das man ihm bietet, selbst wenn er starken Hunger hat. Er ist nicht gerne
in Gesellschaft anderer Affen; wenn er den kleinsten Samiri ansichtig
wird, laeuft er davon. Sein Auge verraeth grosse Lebhaftigkeit. Wir sahen ihn
stundenlang regungslos dasitzen, ohne dass er schlief, und auf Alles, was
um ihn vorging, achten. Aber diese Schuechternheit und Sanftmuth sind nur
scheinbar. Ist die Viudita allein, sich selbst ueberlassen, so wird sie
wuethend, sobald sie einen Vogel sieht. Sie klettert und laeuft dann mit
erstaunlicher Behendigkeit; sie macht einen Satz auf ihre Beute, wie die
Katze, und erwuergt, was sie erhaschen kann. Dieser sehr seltene und sehr
zaertliche Affe lebt auf dem rechten Ufer des Orinoco in den Granitgebirgen
hinter der Mission Santa Barbara, ferner am Guaviare bei San Fernando de
Atabapo. Die Viudita hat die ganze Reise auf dem Cassiquiare und Rio Negro
mitgemacht und ist zweimal mit uns ueber die Katarakten gegangen. Will man
die Sitten der Thiere genau beobachten, so ist es, nach meiner Meinung,
sehr vortheilhaft, wenn man sie Monate lang in freier Luft, nicht in
Haeusern, wo sie ihre natuerliche Lebhaftigkeit ganz verlieren, unter den
Augen hat.
Die neue fuer uns bestimmte Pirogue wurde noch am Abend geladen. Es war,
wie alle indianischen Canoes, ein mit Axt und Feuer ausgehoehlter
Baumstamm, vierzig Fuss lang und drei breit. Drei Personen konnten nicht
neben einander darin sitzen. Diese Piroguen sind so beweglich, sie
erfordern, weil sie so wenig Widerstand leisten, eine so gleichmaessige
Vertheilung der Last, dass man, wenn man einen Augenblick aufstehen will,
den Ruderern (_bogas_) zurufen muss, sich auf die entgegengesetzte Seite zu
lehnen; ohne diese Vorsicht liefe das Wasser nothwendig ueber den geneigten
Bord. Man macht sich nur schwer einen Begriff davon, wie uebel man auf
einem solchen elenden Fahrzeug daran ist.
Der Missionaer aus den *Raudales* betrieb die Zuruestungen zur Weiterfahrt
eifriger, als uns lieb war. Man besorgte nicht genug Macos- und
Guahibos-Indianer zur Hand zu haben, die mit dem Labyrinth von kleinen
Kanaelen und Wasserfaellen, welche die Raudales oder Katarakten bilden,
bekannt waeren; man legte daher die Nacht ueber zwei Indianer in den *Ce
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