estreut gewesenen Wege zeigten die
Radspuren schwerer Wagen und glichen einer seit Jahren vernachlaessigten
Chaussee.
Die Fenster des Schlosses bis auf die zur Linken im Parterre liegenden
waren verhaengt, und die Farbe, welche die Winter- und Herbststuerme von
den Waenden gewaschen hatten, war nicht erneuert worden. Die
Instandhaltung des Hofes, des Gartens, des Parks und der
Wirtschaftsgebaeude kostete Geld, und Geldausgeben war dem voellig zum
Geizhals gewordenen Brecken ein Greuel.
Als Brix in das Schloss eintrat, hantierte Tankred in einem abgenuetzten
Hausrock im Flur und haemmerte selbst an einem wackelig gewordenen
Tischbein; neben ihm stand ein Leimtopf und sonstiges Tischlergeraet. Er
konnte sich nicht mehr entschliessen, einen Handwerker auf den Hof kommen
zu lassen; sobald auch nur die geringste Ausgabe in Frage kam, ueberlegte
er, ob er ihr nicht ausweichen koenne.
Beim Anblick des Justizrats verfinsterten sich anfaenglich seine Zuege,
dann aber nahm er rasch eine zuvorkommende Miene an und noetigte den
unerwarteten Gast in sein Arbeitsgemach.
Hier zeigte sich noch die urspruengliche Eleganz; der Fussteppich wies
zwar starke Spuren des Gebrauches auf, aber Ordnung und Kunstsinn traten
ueberall dem Auge entgegen.
Denn bei dem, was einmal solid und reich ausgestattet, wo nur der Staub
zu entfernen war, da trachtete der Mann aengstlich, es zu erhalten. Der
Geiz aeussert sich eben auf verschiedene Weisen; oft sieht er hundert
Dinge, oft ist er blind.
"Ich komme," hub Brix an, "um ueber das unseren gemeinsamen Freunden von
Ihnen zugesandte Schreiben zu sprechen. Ich weiss nicht, Herr von
Brecken, worauf sich Ihre Sinnesaenderung stuetzt, aber ich weiss, dass Ihre
Schwiegereltern durch Sie bereits in die allerpeinlichste Lage versetzt
worden sind. Noch einige Wochen weiter, und sie muessen darben, wenn sie
nicht ihre Schmuck- und Silbersachen verkaufen sollen. Ich richte einen
Appell an Ihre Einsicht und bitte Sie, den alten Status freiwillig
wieder eintreten zu lassen."
Brix hielt inne und erwartete auf diese kurzen, die Sachlage darlegenden
Worte eine Erwiderung.
Statt deren erhob sich Brecken, zog aus seinem Sekretaer einige
Aktenstuecke hervor und breitete sie auf dem Tisch aus.
"Hier ist das Abkommen, das meine verstorbene Frau mit ihren Eltern
geschlossen hat, und hier das Gutachten eines Hamburger Advokaten, dem
ich die Sache vorgelegt habe. Dem letzteren zufolge besitzen Tressens
kein
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