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Justinian.
Dieser aber schrak bei ihrem Anblick, wie auf einer Schuld ertappt,
zusammen und wollte das Bild in der Busenfalte seiner Chlamys verbergen.
Aber zu spaet. Schon haftete der Kaiserin scharfer Blick darauf.
"Wir bewunderten," sagte er verlegen, "die - die schoene Goldarbeit des
Rahmens." Und er reichte ihr erroetend das Bild.
"Nun, an dem Rahmen," laechelte Theodora, "ist beim besten Willen nicht
viel zu bewundern. Aber das Bild ist nicht uebel. Gewiss die Gotenfuerstin?"
Der Gesandte nickte. "Nicht uebel, wie gesagt. Aber barbarisch, streng,
unweiblich. Wie alt mag sie sein, Alexandros?"
"Etwa fuenfundvierzig."
Justinian blickte fragend auf das Bild, dann auf den Gesandten. "Das Bild
ist vor fuenfzehn Jahren gemacht," sagte Alexandros wie erklaerend.
"Nein," sprach der Kaiser, "du irrst; hier steht die Jahrzahl nach
Indiktion und Konsul und ihrem Regierungsantritt: es ist von diesem Jahr."
Eine peinliche Pause entstand.
"Nun," stammelte der Gesandte, "dann schmeicheln die Maler wie-" - "Wie
die Hoeflinge," schloss der Kaiser. Aber Theodora kam ihm zu Hilfe.
"Was plaudern wir von Bildern und dem Alter fremder Weiber, wo es sich um
das Reich handelt. Welche Nachrichten bringt Alexandros? Bist du
entschlossen, Justinianus?" - "Beinahe bin ich es. Nur deine Stimme wollte
ich noch hoeren und du, das weiss ich, bist fuer den Krieg."
Da sagte Narses ruhig: "Warum, Herr, hast du uns nicht gleich gesagt, dass
die Kaiserin den Krieg will? Wir haetten unsre Worte sparen koennen." -
"Wie? willst du damit sagen, dass ich der Sklave meines Weibes bin?" -
"Huete besser deine Zunge," sagte Theodora zornig, "schon manchen, der
sonst unverwundbar schien, hat die eigne spitze Zunge erstochen."
"Du bist sehr unvorsichtig, Narses," warnte Justinian.
"Imperator," sagte dieser ruhig, "die Vorsicht hab' ich laengst aufgegeben.
Wir leben in einer Zeit, in einem Reich, an einem Hof, wo man um jedes
moegliche Wort, das man gesprochen oder nicht gesprochen hat, in Ungnade
fallen, zu Grunde gehen kann. Da mir nun jedes Wort den Tod bringen kann,
will ich wenigstens an solchen Worten sterben, die mir selbst gefallen."
Der Kaiser laechelte: "Du musst gestehn, Patricius, dass ich viel Freimut
ertrage."
Narses trat auf ihn zu: "Du bist gross von Natur, o Justinianus, und ein
geborner Herrscher: sonst wuerde Narses dir nicht dienen. Aber Omphale hat
selbst Herkules klein gemacht."
Die Augen der Kaiserin spru
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