esen, war aber vor den andern nach
oben gegangen. Ein Gefuehl unsaeglicher Einsamkeit trieb sie hinauf zu
diesem inhaltlosen Ausblick. Ueberall Wolken als Grenze.
Nichts als Wolken; nicht einmal ein Widerschein der untergegangenen
Sonne.
Was war ihr selbst von dem Glanz der Welt geblieben, aus der sie kam?
War nicht in ihr und um sie herum die gleiche Leere? Das Wanderleben war
jetzt vorbei; weder ihr Vater noch Frau Dawes konnten oder wollten es
fortsetzen; das wusste sie. In der Bucht, wo sie wohnten, war kein
Nachbar, an dem ihr lag. In der Stadt eine halbe Stunde davon kein
Mensch, an dem sie hing. Sie hatte sich keine Zeit dazu gelassen. Sie
war nirgends heimisch. Ihr Leben war keins, das aus der Scholle
herauswaechst und mit allem verknuepft ist, was daran haengt. Wo sie
hinkam, schien die Unterhaltung zu stocken, damit ein anderes Thema, das
ihr angepasst war, aufgenommen werden konnte. Die Globetrotter, die mit
ihr durch die Welt zogen, sprachen von Reiseerlebnissen, von Museen und
Musik an den Orten, die sie zusammen aufgesucht hatten. Manchmal auch
ueber Probleme, die mit ihnen schwammen, wohin sie auch fuhren. Aber kein
einziges darunter, das ihr nahe ging. Die Redensarten, auf die es ankam,
konnte sie auswendig. Es war eigentlich eine Art Sprachuebung oder ein
zweckloses, muessiges Geschwaetz.
Die Huldigungen, die ihr dargebracht wurden, und die bisweilen in einen
Kultus ausarteten, fingen schon an, als sie noch ein Kind war und es fuer
Spiel ansah. Spaeter war es ihr so zur Gewohnheit geworden wie die Touren
eines Kontres. Ein einzelner Zwischenfall, der die ganze Familie in
Aufregung gebracht hatte, ein paar Faelle, die weh getan hatten, waren
laengst vergessen; das ganze war jetzt Alltaeglichkeit ohne Ernst. Sie
stand einsam und mit leeren Haenden da.
Es ging ein Zucken durch ihren Koerper, als ihr Franz Roeys riesige
Gestalt vor Augen trat. So deutlich, so scharf in allen Einzelheiten,
dass ihr war, als koenne sie sich nicht vom Fleck ruehren.
Er war nicht wie die anderen. Hatte das sie in Aufregung gebracht?
Bei dem blossen Gedanken an ihn zitterte sie. Ohne dass sie es wollte,
stand Alice neben ihm in ihrer ueppigen Luesternheit, mit frivolen Augen
... In was fuer einem Verhaeltnis standen die beiden? Es wurde ihr dunkel
vor den Augen, es stach, es kochte in ihr. So stand sie und weinte.
Sie hoerte ein dumpfes Brausen von etwas Gewaltigem. Sie wandte sich nach
der Richtung. Ein Ozeansteam
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