hl
sein Trost gewesen. Jetzt verstand sie seine ungewoehnliche Hoeflichkeit.
Jetzt verstand sie seine Sentimentalitaet. Sie verstand, wodurch er so
streng und pedantisch geworden war und so hart gegen seine Untergebenen.
Sie sah ein, dass auch sie vielleicht schuld gewesen, wenn es ihm
schlecht gegangen war. Seine lange, schweigende Liebe zu ihr hatte ihm
nur eine Last mehr aufgebuerdet; denn sie hatte ihm kein aufmunterndes
Wort gegoennt; im Gegenteil! Was Wunder, dass er schliesslich wie verhext
war? "Armer Joergen", sagte sie noch einmal und fasste seine Hand. Das
erste Liebeszeichen, das sie ihm je gewaehrt hatte. Sie musste es gleich
wieder zuruecknehmen, weil sie die Roecke festhalten musste, denn um die
Landzunge pfiff ein scharfer Wind, und ein Segelboot schnitt gerade
unter ihnen durch das Wasser. Vom Boote aus wurde heraufgewinkt, und sie
winkten hinunter. Welch ein herrlicher Tag, wie schimmernd blau der
Fjord mit den roten Wimpeln ueberall.
Als sie zur Bucht hinunterkamen, fragte sie: "Glaubst Du wirklich, er
wuerde Dich enterben, wenn wir uns verheiraten?"--"Wir haben nichts,
woraufhin wir heiraten koennen, Du Liebe!"--"Wir koennen doch diese
Papiere verkaufen", sagte sie mutig. "Ja, wenn wir so vorgehen, um uns
heiraten zu koennen, dass wir sie jetzt verkaufen, wo sie so niedrig
stehen, ja, dann enterbt er mich sicher."--Aber sie wollte die Hoffnung
nicht aufgeben: "Und unser Wald?"--"Der muss erst jahrelang stehen."--
Wie gut Joergen Bescheid wusste! Wie genau er alles ueberlegt hatte!
Sie kamen auf die Strandstrasse, die auf die letzte Landzunge bei
Krogskog zufuehrte. Da stand ein alter wunderlicher Finnenhund. Mary war
gut Freund mit ihm. Er klaeffte ja immer ein bisschen, wenn jemand in
seine Naehe kam; vielleicht konnte er nicht gut sehen; aber er wedelte
gleich mit dem Schwanz, wenn er einen Bekannten witterte. Heute war er
wie toll.
"Herrjeh," rief Mary, "ist er etwa auf Dich so wuetend?" Joergen
antwortete nicht, sondern bueckte sich nach einem kleinen Stein. Als der
Hund das sah, rannte er, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, hinter
einen Reisighaufen am Wege. Von dort setzte er dann das Konzert fort.
"Lass ihn doch!" sagte Mary, als sie sah, dass Joergen die Schusslinie
berechnete. "Es waere doch spassig, wenn er sich genau auf die Stelle
zurueckzoege, auf die ich ziele," sagte er, "dann bekommt er den Stein
naemlich gerade auf den Ruecken." Dabei tat er, als werfe er; der Hund
se
|