lechte Befreiung, weisst Du, wenn ich nicht mit Dir
weiter leben darf. Findest Du das nicht auch?" Und dann weinte sie
wieder.----Mit dichtverschleiertem Gesicht fuhr sie durch die Stadt von
einem Bahnhof zum andern, den Hund neben sich auf dem Sitz. Sie sah
keinen Bekannten. Aber wenn die wuessten--?
Oh, diese gerichtete und getoetete Kraehe, die Joergen aufheben wollte, und
vor der sie weglief,--sie wusste gar nicht, dass sie die so genau gesehen
hatte! Den zerfetzten Hals, den zerhackten Bauch, die leeren
Augenhoehlen,--das rote Fleisch grinste sie an, sie kam waehrend dieser
ganzen schrecklichen Fahrt nicht davon los.
Hier draussen war's Winter. Sie hatte seit vielen Jahren keinen Winter
mehr gesehen. Die absterbende, hinwelkende Natur hatte sie gesehen, aber
nicht die Umwandlungskraft des Winters, die die Veroedung mit dem
allerweissesten Weiss zudeckt und in Wald und Feld willkuerlich
Veraenderungen schafft. Der Fjord war noch nicht zugefroren; er rauschte
schwarzgrau von allen Seiten heran, herausfordernd, hart, wie ein
Ungeheuer, das nach Kampf duerstet.
Die Fahrt durch die Stadt hatte ihre Phantasie aufgeruehrt, die jetzt in
die Gewalt der Naturkraefte geriet. Ihre Ohnmacht wurde ihr umso tiefer
fuehlbar. Konnte _sie_ den Kampf aufnehmen? Konnte sie ans Ziel kommen,
bis die Zeit der Umwandlung da war? Sie musste sich vorher ins Wasser
stuerzen.
Wie sie mit diesen Gedanken spielte,--sah sie ihres Vaters Gesicht vor
sich. Wie konnte sie leben, ohne ihm zu sagen, was bevorstand? Nie, nie
konnte sie ihm das sagen. Sie konnte ihm nicht einmal sagen, dass es mit
Joergen aus sei. Er wuerde das nicht ertragen koennen.
Wenn sie statt zu reden--verschwaende?! Du ewiger Himmel; das wuerde ihn
auf der Stelle toeten.
Auf der ganzen Fahrt keine Angst mehr vor den andern und nicht ein
bisschen Angst vor sich selber, einzig und allein vor ihm.--
--So ermattet, so voller Seelenangst kam sie heim, dass sie zu weinen
anfing, als sie das Haus erblickte. Einen so schweren Gang waren wohl
nicht viele gegangen. Selbst die Freudenspruenge des Hundes, als er
festen Boden unter sich hatte, konnten sie nicht ablenken. Sie ging nach
oben, um sich zu waschen und umzukleiden, und bat, man moege ihren Vater
und Frau Dawes benachrichtigen, dass sie wieder da sei. Das kleine
Maedchen war mit in ihrem Zimmer und half ihr; es war Mary nicht
angenehm, dass Nanna in jedem freien Augenblick mit dem Hunde spielte;
aber sie sagte nicht
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