ter auf, wir erfreuten uns des
wunderbaren Spiels der Wolken, der Wirkung des schnell erscheinenden
und wieder verschwindenden Sonnenlichts an den Bergen. Im flachen Lande
kann man sich keinen Begriff von diesen magischen Erscheinungen machen.
Die schweren Regenwolken schienen wie eine dunkle Decke auf den
hoechsten Gebirgen zu lasten, leichteres Gewoelk zog sich wie ein
heller Schleier um andere, tiefere Berge, verdeckte sie in diesem
Momente ganz, rollte sich dann zusammen und verschwand im naechsten,
oder zog pfeilschnell dahin in wunderbaren Gestalten, im ewigen Kampfe
mit Sonnenlicht und Sturm, unendlich wechselnd mit Licht und Farbenspiel.
Dalmally
Der Weg von Tyndrum hierher war schlechter wie bisher, doch immer noch
fahrbar, die Wildnis noch schauerlicher und oeder. Nur das Rauschen
der von den kahlen Felsen schaeumenden herabstuerzenden Bergstroeme
toente durch die leblose Stille der oeden Heide. Hie und da klommen
einige Schafe an den mit spaerlichen Berggraesern und Heidekraeutern
bekleideten Felsen, einsam und traurig blickte dann und wann
ein Hirtenknabe von den Hoehen herab auf unseren Wagen, der ihm
eine seltene Erscheinung sein mochte; jede andere Spur des Lebens
war verschwunden.
Viele halb versunkene alte Graeber zeigten, dass sonst ein maechtigeres
Leben hier waltete. Am Himmel war geschaeftige Bewegung, Nebel und
Wolken und Sonne trieben immer noch ihr wunderbares Spiel.
Dalmally ist ein so kleines Dorf wie die anderen: es besteht aus
einer handvoll armer Huetten und wieder aus einem fuer diese abgelegene
Gegend sehr guten Gasthofe. Hier sahen wir die erste Kirche
in den Hochlanden. Kaum konnten wir sie von den uebrigen Huetten
unterscheiden, so arm und klein ist sie. Der sie umgebende Gottesacker
entdeckte sie uns zuerst. Nur wenige Grabhuegel erhoben sich
in dem kleinen Bezirke.
Man stirbt beinahe gar nicht in diesem Lande, diese einfachen Menschen
erreichen ein hohes, glueckliches Alter. Mit sechzig Jahren duenken
sie sich noch gar nicht alt, sie gehen bis an das von der Natur
ihnen vorgeschriebene Ziel, und nur mit dem letzten Tropfen Oel
erlischt still und fast unbemerkt das Lebenslicht. Wir sahen
in diesem Dorfe einen Mann von hundertdrei Jahren, seine Nachbarn
gaben ihm sogar deren hundertelf und beschuldigten ihn, dass er sich
juenger angebe, als er sei. In unseren kultivierten Laendern haette man
ihm deren hoechstens sechzig zugetraut. Vor vierzehn Tagen hatte er
eine Frau
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