hren.
Oberhalb des Rio Anaveni, zwischen den Bergen von Uniana und Sipapu, kommt
man zu den Katarakten von Mapara und Quittuna, oder, wie die Missionaere
gemeiniglich sagen, zu den Raudales von Atures und Maypures. Diese beiden
vom einen zum andern Ufer laufenden Stromsperren geben im Grossen ungefaehr
dasselbe Bild: zwischen zahllosen Inseln, Felsdaemmen, aufeinander
gethuermten, mit Palmen bewachsenen Granitbloecken loest sich einer der
groessten Stroeme der neuen Welt in Schaum auf. Trotz dieser Uebereinstimmung
im Aussehen hat jeder der Faelle seinen eigenthuemlichen Charakter. Der
erste, noerdliche, ist bei niedrigem Wasser leichter zu passiren; beim
zweiten, dem von Maypures, ist den Indianern die Zeit des Hochwassers
lieber. Oberhalb Maypures und der Einmuendung des Cano Cameji ist der
Orinoco wieder frei auf einer Strecke von mehr als 169 Meilen, bis in die
Naehe seiner Quellen, das heisst bis zum Raudalito der Guayaribos, ostwaerts
vom Cano Chiguire und den hohen Bergen von Yumariquin.
Ich habe die beiden Becken des Orinoco und des Amazonenstroms besucht, und
es fiel mir ungemein auf, wie verschieden sie sich auf ihrem ungleich
langen Laufe verhalten. Beim Amazonenstrom, der gegen 980 Seemeilen (20
auf den Grad) lang ist, sind die grossen Faelle ziemlich nahe bei den
Quellen, im ersten Sechstheil der ganzen Laenge; fuenf Sechstheile seines
Laufe sind vollkommen frei. Beim Orinoco sind die Faelle, weit unguenstiger
fuer die Schifffahrt, wenn nicht in der Mitte, doch unterhalb des ersten
Drittheils seiner Laenge gelegen. Bei beiden Stroemen werden die Faelle nicht
durch die Berge, nicht durch die Stufen der ueber einander liegenden
Plateaus, wo sie entspringen, gebildet, sondern durch andere Berge, durch
andere ueber einander gelagerte Stufen, durch die sich die Stroeme nach
langem friedlichen Lauf Bahn brechen muessen, wobei sie sich von Staffel zu
Staffel herabstuerzen.
Der Amazonenstrom durchbricht keineswegs die Hauptkette der Anden, wie man
zu einer Zeit behauptete, wo man ohne Grund voraussetzte, dass ueberall, wo
sich die Gebirge in parallele Ketten theilen, die mittlere oder
Centralkette hoeher seyn muesse als die andern. Dieser grosse Strom
entspringt (und dieser Umstand ist geologisch nicht ohne Belang) ostwaerts
von der westlichen Kette, der einzigen, welche unter dieser Breite den
Namen einer hohen Andenkette verdient. Er entsteht aus der Vereinigung der
kleinen Fluesse Aguamiros und Chavinillo, w
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