sie sich in den Orinoco ergiessen, 160 Meilen von der Kueste
von Guyana, eine Art *Binnendelta*, dergleichen die Hydrographie in der
alten Welt wenige aufzuweisen hat. Nach der Hoehe des Quecksilbers im
Barometer hat der Apure von San Fernando bis zur See nur ein Gefaelle von
34 Toisen. Dieser Fall ist so unbedeutend als der von der Einmuendung des
Osageflusses und des Missouri in den Mississippi bis zur Barre desselben.
Die Savanen in Nieder-Louisiana erinnern ueberhaupt in allen Stuecken an die
Savanen am untern Orinoco.
Wir hielten uns drei Tage in der kleinen Stadt San Francisco auf. Wir
wohnten beim Missionaer, einem sehr wohlhabenden Kapuziner. Wir waren vom
Bischof von Caracas an ihn empfohlen und er bewies uns die groesste
Aufmerksamkeit und Gefaelligkeit. Man hatte Uferbauten unternommen, damit
der Fluss den Boden, auf dem die Stadt liegt, nicht unterwuehlen koennte, und
er zog mich desshalb zu Rath. Durch den Einfluss der Portuguesa in den Apure
wird dieser nach Suedost gedraengt, und statt dem Fluss freieren Lauf zu
verschaffen, hatte man Daemme und Deiche gebaut, um ihn einzuengen. Es war
leicht vorauszusagen, dass, wenn die Fluesse stark austraten, diese Wehren
um so schneller weggeschwemmt werden mussten, da man das Erdreich zu den
Wasserbauten hinter dem Damme genommen und so das Ufer geschwaecht hatte.
San Fernando ist beruechtigt wegen der unmaessigen Hitze, die hier den
groessten Theil des Jahres herrscht, und bevor ich von unserer langen Fahrt
auf den Stroemen berichte, fuehre ich hier einige Beobachtungen an, welche
fuer die Meteorologie der Tropenlaender nicht ohne Werth seyn moegen. Wir
begaben uns mit Thermometern aus das mit weissem Sand bedeckte Gestade am
Apure. Um 2 Uhr Nachmittags zeigte der Sand ueberall, wo er der Sonne
ausgesetzt war, 52 deg.,5 [42 deg. R]. In achtzehn Zoll Hoehe ueber dem Sand stand
der Thermometer auf 42 deg., in sechs Fuss Hoehe auf 38 deg.,7. Die Lufttemperatur
im Schatten eines Ceibabaums war 36 deg.,2. Diese Beobachtungen wurden bei
voellig stiller Luft gemacht. Sobald der Wind zu wehen anfing, stieg die
Temperatur der Luft um 3 Grad, und doch befanden wir uns in keinem
_'Sandwind'_. Es waren vielmehr Luftschichten, die mit einem stark
erhitzten Boden in Beruehrung gewesen, oder durch welche _'Sandhosen'_
durchgegangen waren. Dieser westliche Strich der Llanos ist der heisseste,
weil ihm die Luft zugefuehrt wird, welche bereits ueber die ganze duerre
Steppe weggega
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