re Menge Baumstaemme.
Man sollte meinen, auf einem voellig ebenen Boden, wo das Auge nicht die
geringste Erhoehung bemerkt, haette sich der Fluss durch die Gewalt seiner
Stroemung einen ganz geraden Canal graben muessen. Ein Blick auf die Carte,
die ich nach meinen Aufnahmen mit dem Compass entworfen, zeigt das
Gegentheil. Das abspuelende Wasser findet an beiden Ufern nicht denselben
Widerstand, und fast unmerkliche Bodenerhoehungen geben zu starken
Kruemmungen Anlass. Unterhalb des *Jovals*, wo das Flussbett etwas breiter
wird, bildet dasselbe wirklich einen Canal, der mit der Schnur gezogen
scheint und zu beiden Seiten von sehr hohen Baeumen beschattet ist. Dieses
Stueck des Flusses heisst _Cano ricco_; ich fand dasselbe 136 Toisen breit.
Wir kamen an einer niedrigen Insel vorueber, auf der Flamingos,
rosenfarbige Loeffelgaense, Reiher und Wasserhuehner, die das mannigfaltigste
Farbenspiel boten, zu Tausenden nisteten. Die Voegel waren so dicht an
einander gedraengt, dass man meinte, sie koennten sich gar nicht ruehren. Die
Insel heisst *Isla de Aves*. Weiterhin fuhren wir an der Stelle vorbei, wo
der Apure einen Arm (den Rio Arichuna) an den Cabullare abgibt und dadurch
bedeutend an Wasser verliert. Wir hielten am rechten Ufer bei einer
kleinen indianischen, vom Stamm der Guamos bewohnten Mission. Es standen
erst 16 bis 18 Huetten aus Palmblaettern; aber aus den statistischen
Tabellen, welche die Missionaere jaehrlich bei Hofe einreichen, wird diese
Gruppe von Huetten als das *Dorf Santa Barbara de Arichuna* aufgefuehrt.
Die Guamos sind ein Indianerstamm, der sehr schwer sesshaft zu machen ist.
Sie haben in ihren Sitten Vieles mit den Achaguas, Guajibos und Otomacos
gemein, namentlich die Unreinlichkeit, die Rachsucht und die Liebe zum
wandernden Leben; aber ihre Sprachen weichen voellig von einander ab. Diese
vier Staemme leben groesstentheils von Fischfang und Jagd aus den haeufig
ueberschwemmten Ebenen zwischen dem Apure, dem Meta und dem Guaviare. Das
Wanderleben scheint hier durch die Beschaffenheit des Landes selbst
bedingt. Wir werden bald sehen, dass man, sobald man die Berge an den
Katarakten des Orinoco betritt, bei den Piraoas, Macos und Maquiritares
sanftere Sitten, Liebe zum Ackerbau und in den Huetten grosse Reinlichkeit
findet. Auf dem Ruecken der Gebirge, in undurchdringlichen Waeldern sieht
sich der Mensch genoethigt, sich fest niederzulassen und einen kleinen
Fleck Erde zu bebauen. Dazu bedarf es kei
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