lig ueberragte, indes brennendroter Steinbrech in den
leeren Halbnischen seiner Aussenwaende prangte. Vor seiner laengst
geschlossenen Pforte stand zur Rechten ein eherner Aeneas. Der Julius Caesar
zur Linken war schon vor Jahrhunderten zusammengestuerzt. Theoderich hatte
auf dem Postament ein Erzbild des Amala errichten lassen, des mythischen
Stammvaters seines Hauses. Hier, zwischen diesen Statuen, an den
Eingangsstufen des kleinen Fanum genoss man des herrlichsten Blickes durch
das Gitterthor auf das Meer mit seinen buschigen Laguneninseln und einer
Gruppe von scharfkantigen malerischen Felsklippen, "die Nadeln der
Amphitrite" genannt.
Es war ein alter Lieblingsort Kamillas.
Und hierher lenkte sie jetzt die leichten Schritte, den reichen Tau von
dem hohen Grase streifend, wie sie mit leis gehobnem Gewand durch die
schmalen Wieswege eilte. Sie wollte die Sonne ueber das Meer hin aufgluehen
sehen. Sie kam von der Rueckseite des Tempels, ging an dessen linker Seite
hin und trat eben auf die erste der Stufen, die von seiner Stirn zu dem
Gitter hinabfuehrten, als sie rechts, auf der zweiten Stufe, halb sitzend,
halb liegend, eine weisse Gestalt erblickte, die, das Haupt an die Treppe
gelehnt, das Antlitz dem Meere zuwandte.
Aber sie erkannte das braune, das seidenglaenzende Haar: es war der junge
Koenig.
Die Begegnung war so ploetzlich, dass an Ausweichen nicht zu denken. Wie
angewurzelt hielt das Maedchen auf der ersten Stufe. Athalarich sprang auf
und wandte sich rasch. Eine helle Roete flammte ueber sein marmorbleiches
Gesicht. Doch fasste er sich zuerst von beiden und sprach:
"Vergieb, Kamilla. Ich konnte dich nicht hier erwarten. Zu dieser Stunde.
Ich gehe. Und lasse dich allein mit der Sonne." Und er schlug den weissen
Mantel ueber die linke Schulter. "Bleib, Koenig der Goten. Ich habe nicht
das Recht, dich zu verscheuchen - und nicht die Absicht," fuegte sie bei.
Athalarich trat einen Schritt naeher. "Ich danke dir. Aber ich bitte dich
um eins," setzte er laechelnd hinzu, "verrate mich nicht an meine Aerzte, an
meine Mutter. Sie sperren mich den ganzen Tag ueber so sorgsam ein, dass ich
ihnen wohl vor Tag entschluepfen muss. Denn die frische Luft, die Seeluft
thut mir gut. Ich fuehl's. Sie kuehlt. Du wirst mich nicht verraten." Er
sprach so ruhig. Er blickte so unbefangen.
Diese Unbefangenheit verwirrte Kamilla. Sie waere viel mutiger gewesen,
wenn er bewegter. Sie sah diese Unbefangenheit mit Schmerz.
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