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ers die Rede sein. Der Brauch des Mailehen-Ausrufens ist bis auf die Gegenwart in der Eifel, Rheinpfalz und Hessen ein Innungsrecht der oertlichen Knabenschaften gewesen. Um Kirchheimbolanden, Stetten u.s.w. in der Pfalz werden in der ersten Mainacht, die heiratsfaehigen Maedchen in oeffentlicher Versammlung zur "Versteigerung" einzeln ausgerufen und dem Hoechstbietenden zugeschlagen. Der Erloes ist kein unbedeutender (Bavaria IV. 2, 364). Ebenso werden sie in der Gegend der Ahr zum "Mailehen" ausgeboten und den Kaeufern einzeln zugetheilt. Die fuer beide Theile daraus entspringende Verpflichtung ist gegenseitige Zucht; eigene Hueter "Schuetzen" sind beauftragt, Uebertretungen beim Sittengerichte der Knabenschaft zur Anzeige und Bestrafung zu bringen, ein Sittengesetz, das ehmals im ganzen Eifellande ueblich gewesen war (Schmitz, Eifl. Sag. 1, 32). In der Hessischen Lahn- und Schwalmgegend werden die Maedchen unter Peitschenknall, Freudenfeuern und Pistolenschuessen gleichfalls ins Mailehen gegeben und in der Walburgisnacht einzeln ausgerufen. Lynker, Hess. Sag. no. 317[2]. Den Brauch, die Jungfrauen ins Mailehen zu geben und die Wittwen mit zum Brautkauf auszurufen, kann man nunmehr aus dem Leben der hl. Bilihildis nachweisen, ueber deren Zeitalter freilich sich nur das mit Bestimmtheit sagen laesst, dass ihr Name in den Martyrologien des 10. Jahrhunderts genannt wird. Rettberg, Kirchengesch. 2, 303. Sie war als Heidenmaedchen einer Adelsfamilie aus Veitshochheim in die Klosterschule nach Wuerzburg gethan worden und sah hier das beruehmte Maispiel mit an, das die gleichfalls noch heidnischen Mainfranken alljaehrlich zu begehen pflegten. Dasselbe findet sich beschrieben in der von Herbelo metrisch verfassten Vita S. Bilihildis (Ignaz Gropp, Collectio Scriptor. Wirceburg. 1741, 791). Statt dieses breiten unbeholfenen Berichtes, der ohnedies wie ein Polizeibericht des vorigen Jahrhunderts ueber unsre Volkssitten lautet, folgt hier bloss ein sachgetreuer Auszug. Nach altem Herkommen, das wie eine religioese Satzung galt, hielt das Frauengeschlecht der Mainfranken alljaehrlich im Fruehling zu Ehren der Venus und der Vesta ein Spiel ab, wobei ohne Mann und nackt getanzt wurde. Saemmtliche Wittwen unter fuenfzig Jahren und alle mannbaren Maedchen traten mit auf, nackt, in bunten Farben schimmernd, Blumen- und Laubgewinde in den Haenden tragend. Waehrend eine Schaar den Reihen fuehrte, ergoetzte sich die andere am Anblick der
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