er Ritt geht vom Staedtlein weg auf aargauisches
Gebiet nach Maihausen, wo der Hofbauer nach alter, auf dem Gute
haftender Verpflichtung jedem beritten Mitkommenden eine frische
Ankenschnitte bereit halten muss, die dieser seinem Reitpferde ins Maul
stoesst. Diese und aehnliche berittene Prozessionen sind bereits
ausfuehrlich beschrieben in den _Naturmythen_ (Leipzig 1862) S. 17; nur
das mittlerweile neu gefundene Material wird hier nachgetragen. Der
Blutritt in Schwaebisch-Weingarten wird am sg. Wetterfreitag, am Tage
nach Himmelfahrt abgehalten. Mit Ausschluss der Wallfahrer zu Fusse hat
man dabei schon ueber siebentausend Reiter gezaehlt. Franz Sauter, Kloster
Weingarten 1857, 35. In den oberschwaebischen Doerfern findet der
Maithauritt am 1. Mai Morgens um 1 Uhr statt und kehrt mit Sonnenaufgang
wieder heim. Man lagert in einem Walde, ist guter Dinge und laesst am
Rueckwege die bequem gelegnen Wirthshaeuser nicht unbesucht. Birlinger,
Schwaeb. Sag. 2, no. 123. Bei den Vlamingen heissen die am 1. Mai
veranstalteten kirchlichen Umritte Marienprozessionen, doch faellt
derjenige zu Anderlecht bei Bruessel auf Pfingsten, der in Haeckendover
bei Tirlemont auf Ostern. Bei letzterem wird unter zahlreichen
Pistolenschuessen dreimal die Kirche umritten, dann gehts mit verhaengtem
Zuegel quer ueber die Felder, indem man annimmt, dadurch werde die Ernte
eine gesegnetere. Ein Bauer, der sich diesem Herumtraben auf seinem
Felde widersetzte, fand nachher alle Aehren leer. Wolf, Ndl. Saga no.
345. In Anderlecht ward ehemals derjenige, welcher nach dreimaligem
Wettjagen der erste am Kirchenportal anlangte, zu Ross und mit dem
Baenderhut auf dem Haupte von dem ganzen Kapitel in die Kirche gefuehrt,
da mit einem Rosenkranz geschmueckt und feierlich wieder hinaus geleitet.
Reinsberg, Festl. Jahr. 140. Beim sg. Koenigsreiten in oesterreich.
Schlesien, wobei Dorfrichter, Geschworene und alle Pferdebesitzer der
Gemeinde, geistliche Lieder singend, die Ackerzelgen umreiten, wird der
beste Wettrenner Koenig. In Sachsen gilt um Pfingsten das Kranzreiten
nach einem geschmueckten Baum, ist aber in Nietleben bereits zum "Betteln
reiten" herabgesunken. Sommer, Thuering. Saga S. 154. Unsre
rechtglaeubigen Bauern, bemerkt ueber die fraenkische Bevoelkerung in der
Ansbacher Gegend Reynitzsch (Truhtensteine 143), reiten ihre Pferde am
Ostertage ins Osterbad, gleichwie wir an demselben Tage uns neue Kleider
anschaffen und die Zimmer ausweissen lassen.
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