ls die Gottheit in dem
uns von ihr gegebnen Lebenssymbole zu verehren. Ein derartiger
Feierbrauch hatte den Zweck, die Jugend fuer ihre Reife zu begeistern und
kann nur einem ergreisten Gehirne in abgeklaerten, abgefeimten oder
moralisch ruinirten Epochen laecherlich erscheinen."
Folgerichtig wurde nun die Goettin der Fruchtbarkeit nicht nur in ihrer
Koerpergestalt priapisch gedacht, sondern auch die von ihr kommende
Frucht, in gleicher Weise kuenstlich geformt, zum Genusse dargeboten.
Daher weihte man den Gottheiten des Ackerbaues phallisch geformte
Kuchen. Priape, aus Weizenmehl gebacken, erwaehnen Martial (XIV, 61:
Priapus siligneus; IX, 3: siligneus cunnus) und der Scholiast zu Juvenal
II, 53: membra virilia, de melle et fermento composita. Unseren eignen
Vorfahren war diese Sitte keineswegs fremd. Joh. Campegius De re cibaria
1560 schreibt: aliae placentae repraesentant virilia (si diis placet);
adeo degeneravere boni mores, ut etiam christianis obscoena et pudenda
in cibis placeant. Sunt etiam quos cunnos saccharatos appellent. Dass
solcherlei Kuchen (miches), die weiblichen Theile darstellend,
vorzugsweise in der Auvergne gebacken wurden, bemerkt Dulaur De
divinites generatrices 226 und fuegt noch hinzu: dans plusieurs parties
de la France on fabrique des pains, qui ont la figure du Phallus.
Aehnliche Landesbraeuche umgeben uns noch ringsum, man braucht nur die
Augen zu oeffnen. Das Milchbrod der fraenkischen Eierweckchen, in
bekannter zweideutiger Form gebacken, heisst in Ansbach Klaerungsweck;
dieser Name wird daselbst nicht etwa von Eierklar abgeleitet, sondern
von der Clairon (gestorben 1803 zu Paris), des letzten Ansbacher
Markgrafen Hofmaitresse, deren Lieblingsspeise diese feine Brodgattung
gewesen sein soll. Archiv f. Oberfranken V. 2, 93. Das altbairische
breite Eierweckel wird als Geschenk nur an Maedchen gegeben, dagegen das
stangenartige Weissbrod des Kipferl nur an Bursche. Dass man in den
oberbair. Gegenden beiden Brodformen sexuelle Bedeutung unterlegt,
beweisen die um Rosenheim und im Chiemgau hierueber gesungenen
Schnaderhuepfeln, in denen das stuprum variirt wird. Aehnlich ist das
obscoene Gebildbrod der Meissner Fummeln, ueber welche Schaefer im ersten
Theil der deutschen Staedtewahrzeichen 1858 gehandelt hat, und dasjenige
der verschiedenartig, stets schimpflich zubenannten Nonnenkraepflein.
Deutsche Festbrode, gebacken in Gestalt der in den Cannstatter
Grabhuegeln aufgefundenen Frobildchen,
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