h auch in der
Provinz Quito nach allen grossen Erschuetterungen ein, der Vulkan Tunguragua
sey niedriger geworden.
In mehreren aus Anlass der Zerstoerung von Caracas veroeffentlichten
Nachrichten wird behauptet, "die Silla sey ein erloschener Vulkan, man
finde viele vulkanische Produkte auf dem Wege von Guayra nach Caracas, das
Gestein sey dort nirgends regelmaessig geschichtet und zeige ueberall Spuren
des unterirdischen Feuers." Ja es heisst weiter, "zwoelf Jahre vor der
grossen Katastrophe haben Bonpland und ich nach unsern mineralogischen und
physikalischen Untersuchungen erklaert, die Silla sey ein sehr gefaehrlicher
Nachbar fuer die Stadt, weil der Berg viel Schwefel enthalte und die Stoesse
von Nordost her kommen muessten." Es kommt selten vor, dass Physiker sich
wegen einer eingetroffenen Prophezeiung zu rechtfertigen haben; ich halte
es aber fuer Pflicht, den Vorstellungen von *lokalen Ursachen* der
Erdbeben, die nur zu leicht Eingang finden, entgegen zu treten.
Ueberall wo der Boden Monate lang fortwaehrend erschuettert worden, wie auf
Jamaica im Jahr 1693, in Lissabon 1755, in Cumana 1766, in Piemont 1808,
ist man darauf gefasst, einen Vulkan sich oeffnen zu sehen. Man vergisst, dass
man die Herde oder Mittelpunkte der Bewegung weit unter der Erdoberflaeche
zu suchen hat; dass, nach zuverlaessigen Aussagen, die Schwingungen sich
fast im selben Moment tausend Meilen weit ueber die tiefsten Meere weg
fortpflanzen; dass die groessten Zerstoerungen nicht am Fuss thaetiger Vulkane,
sondern in aus den verschiedensten Felsarten aufgebauten Gebirgsketten
vorgekommen sind. Die Gneise, Glimmerschiefer- und Urkalkschichten in der
Umgegend von Caracas sind keineswegs staerker zerbrochen oder
unregelmaessiger geneigt, als bei Freiberg in Sachsen und ueberall, wo
Urgebirge rasch zu bedeutender Hoehe ansteigen; ich habe daselbst weder
Basalt noch Dolerit, nicht einmal Trachyte und Trapp-Porphyre gefunden,
kurz keine Spur von erloschenen Vulkanen. Es konnte mir nie einfallen, zu
aeussern, die Silla und der Cerro de Avila seyen fuer die Hauptstadt
gefaehrliche Nachbarn, weil diese Berge in untergeordneten Schichten von
Urkalk viele Schwefelkiese enthalten; ich erinnere mich aber, waehrend
meines Aufenthalts in Caracas gesagt zu haben, seit dem grossen Erdbeben in
Quito scheine am oestlichen Ende von Terra Firma der Boden so unruhig zu
seyn, dass man besorgen muesse, mit der Zeit duerfte die Provinz Venezuela
starke Erdersch
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