Fruchtbarkeit des Bodens und des guenstigen Klimas ist der Zuckerbau in den
Thaelern von Aragua eintraeglicher als der Getreidebau.
Durch Victoria laeuft der kleine Rio Calanchas, der sich nicht in den Tuy,
sondern in den Rio Aragua ergiesst, woraus hervorgeht, dass dieses schoene
Land, wo Zuckerrohr und Weizen neben einander wachsen, bereits zum Becken
des Sees von Valencia gehoert, zu einem System von Binnenfluessen, die mit
der See nicht in Verbindung stehen. Der Stadttheil westlich vom Rio
Calanchas heisst _la otra banda_ und ist der gewerbsamste. Ueberall sieht
man Waaren ausgestellt, und die Strassen bestehen aus Budenreihen, Zwei
Handelsstrassen laufen durch Victoria, die von Valencia oder Porto Cabello
und die von Villa de Cura oder den Ebenen her, _camino de los lanos_
genannt. Es sind im Verhaeltniss mehr Weisse hier als in Caracas. Wir
besuchten bei Sonnenuntergang den Calvarienberg, wo man eine weite, sehr
schoene Aussicht hat. Man sieht gegen West die lachenden Thaeler von Aragua,
ein weites, mit Gaerten, Bauland, Stuecken Wald, Hoefen und Weilern bedecktes
Gelaende. Gegen Sued und Suedost ziehen sich, so weit das Auge reicht, die
hohen Gebirge von Palma, Guayraima, Tiara und Guiripa hin, hinter denen
die ungeheuren Ebenen oder Steppen von Calabozo liegen. Diese innere
Bergkette streicht nach West laengs des Sees von Valencia fort bis Villa de
Cura, Cuesta de Yusma und zu den gezackten Bergen von Guigue. Sie ist
steil und fortwaehrend in den leichten Dunst gehuellt, der in heissen Laendern
ferne Gegenstaende stark blau faerbt und die Umrisse keineswegs verwischt,
sondern sie nur staerker hervortreten laesst. In dieser innern Kette sollen
die Berge von Guayraima bis 1200 Toisen hoch seyn. In der Nacht des
11. Februar fand ich die Breite von Victoria 10 deg. 13{~PRIME~} 35{~DOUBLE PRIME~}, die Inclination
der Magnetnadel 40 deg.,80, die Intensitaet der magnetischen Kraft gleich 236
Schwingungen in 10 Zeitminuten, und die Abweichung der Nadel 4 deg.,40 nach
Nordost.
Wir zogen langsam weiter ueber die Doerfer San Matheo, Turmero und Maracay
auf die Hacienda de Cura, eine schoene Pflanzung des Grafen Tovar, wo wir
erst am 14. Februar Abends ankamen. Das Thal wird allmaehlig weiter; zu
beiden Seiten desselben stehen Huegel von Kalktuff, den man hier zu Lande
_tierra blanca_ nennt. Die Gelehrten im Lande haben verschiedene Versuche
gemacht, diese Erde zu brennen; sie verwechselten dieselbe mit
Porzellanerde, die
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