rmometer bei Tag
zwischen elf Uhr Morgens und fuenf Uhr Abends nur auf 23--24 deg.. Die Naechte
waren koestlich kuehl, da die Lufttemperatur bis auf 17 deg.,5{~PRIME~} [14 deg. Reaumur]
sank. Je mehr die Hitze abnahm, desto staerker schienen die Wohlgerueche der
Blumen die Luft zu erfuellen. Aus allen heraus erkannten wir den koestlichen
Geruch des _Lirio hermoso_ einer neuen Art von _Pancratium_ deren Bluethe
8--9 Zoll lang ist und die am Ufer des Tuy waechst. Wir verlebten zwei
hoechst angenehme Tage auf der Pflanzung Don Joses de Manterola, der in der
Jugend Mitglied der spanischen Gesandtschaft in Russland gewesen war. Als
Zoegling und Guenstling Xavedras, eines der einsichtsvollsten Intendanten
von Caracas, wollte er sich, als der beruehmte Staatsmann ins Ministerium
getreten war, nach Europa einschiffen. Der Gouverneur der Provinz
fuerchtete Manterolas Einfluss und liess ihn im Hafen verhaften, und als der
Befehl von Hof anlangte, der die eigenmaechtige Verhaftung aufhob, war der
Minister bereits nicht mehr in Gunst. Es haelt schwer, auf 1500 Meilen, von
der suedamerikanischen Kueste, rechtzeitig einzutreffen, um von der Macht
eines hochgestellten Mannes Nutzen zu ziehen.
Der Hof, auf dem wir wohnten, ist eine huebsche Zuckerplantage. Der Boden
ist eben wie der Grund eines ausgetrockneten Sees. Der Tuy schlaengelt sich
durch Gruende, die mit Bananen und einem kleinen Gehoelz von _Hura
crepitans_, _Erythrina corallo-dendron_ und Feigenbaeumen mit
Nymphaeenblaettern bewachsen sind. Das Flussbett besteht aus Quarzgeschieben,
und ich wuesste nicht, wo man angenehmer badete als im Tuy: das
crystallhelle Wasser behaelt selbst bei Tag die Temperatur von 18 deg.,6. Das
ist sehr kuehl fuer dieses Klima und fuer eine Meereshoehe von 300 Toisen,
aber der Fluss entspringt in den benachbarten Bergen. Die Wohnung des
Eigenthuemers liegt auf einem 15--20 Toisen hohen Huegel und ringsum stehen
die Huetten der Neger. Die Verheiratheten sorgen selbst fuer ihren
Unterhalt. Wie ueberall in den Thaelern von Aragua weist man ihnen ein
kleines Grundstueck an, das sie bebauen. Sie verwenden dazu die einzigen
freien Tage in der Woche, Sonnabend und Sonntag. Sie halten Huehner,
zuweilen sogar ein Schwein. Der Herr ruehmt, wie gut sie es haben, wie im
noerdlichen Europa die gnaedigen Herren den Wohlstand der leibeigenen Bauern
ruehmen. Am Tage unserer Ankunft sahen wir drei entsprungene Neger
einbringen, vor Kurzem gekaufte Sklaven. Ich fuer
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