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erklaeren. Im Innern der Provinz findet man Strecken von zwei, drei
Quadratmeilen ohne alle Quellen. Das Zuckerrohr, der Indigo und der
Kaffeebaum koennen nur da gedeihen, wo Wasser fliesst, mit dem man waehrend
der grossen Duerre kuenstlich bewaessern kann. Die ersten Ansiedler haben
unvorsichtigerweise die Waelder niedergeschlagen. Auf einem steinigten
Boden, wo Felsen ringsum Waerme strahlen, ist die Verdunstung ungemein
stark. Die Berge an der Kueste gleichen einer Mauer, die von Ost nach West
vom Cap Codera gegen die Landspitze Tucacas sich hinzieht; sie lassen die
feuchte Kuestenluft, die untern Luftschichten, die unmittelbar auf der See
aufliegen und am meisten Wasser ausgeloest haben, nicht ins innere Land
kommen. Es gibt wenige Luecken, wenige Schluchten, die wie die Schlucht von
Catia oder Tipe(44) vom Meeresufer in die hochgelegenen Laengenthaeler
hinauffuehren. Da ist kein grosses Flussbett, kein Meerbusen, durch die der
Ocean in das Land einschneidet und durch reichliche Verdunstung
Feuchtigkeit verbreitet. Unter dem 8. und 10. Breitegrad werfen da, wo die
Wolken nicht nahe am Boden hinziehen, die Baeume im Januar und Februar die
Blaetter ab, sicher nicht, wie in Europa, weil die Temperatur zu niedrig
wird, sondern weil in diesen Monaten, die am weitesten von der Regenzeit
entfernt sind, die Luft dem Maximum von Trockenheit sich naehert. Nur die
Gewaechse mit glaenzenden, stark lederartigen Blaettern halten die Duerre aus.
Unter dem schoenen tropischen Himmel befremdet den Reisenden der fast
winterliche Charakter des Landes; aber das frischeste Gruen erscheint
wieder, sobald man an die Ufer des Orinoco gelangt. Dort herrscht ein
anderes Klima und durch ihre Beschattung unterhalten die grossen Waelder im
Boden einen gewissen Grad von Feuchtigkeit und schuetzen ihn vor der
verzehrenden Sonnengluth.
Jenseits des kleinen Dorfes Antimano wird das Thal bedeutend enger. Das
Flussufer ist mit *Lata* bewachsen, der schoenen Grasart mit zweizeiligen
Blaettern, die gegen dreissig Fuss hoch wird und die wir unter dem Namen
Gynerium (_saccharoides_) beschrieben haben. Um jede Huette stehen
ungeheure Staemme von Persea (_Laurus Persea_), an denen Aristolochien,
Paullinien und eine Menge anderer Schlingpflanzen wachsen. Die
benachbarten bewaldeten Berge scheinen dieses westliche Ende des Thales
von Caracas feucht zu erhalten. Die Nacht vor unserer Ankunft in las
Ajuntas brachten wir auf einer Zuckerpflanzung zu. In einem
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