ibt dem Gefuehl mehr Waerme, den
Gedanken hoeheren Schwung, und der ganzen Gesinnung mehr Milde.
"So heftige Stoesse, welche in einer Minute(42) die Stadt Caracas ueber den
Haufen warfen, konnten sich nicht auf einen kleinen Strich des Festlandes
beschraenken. Ihre verheerenden Wirkungen verbreiteten sich ueber die
Provinzen Venezuela, Barinas und Maracaybo, der Kueste entlang, besonders
aber in die Gebirge im Innern. Guayra, Mayquetia, Antimano, Baruta, la
Vega, San Felipe und Merida wurden fast gaenzlich zerstoert. In Guayra und
in Villa de San Felipe bei den Kupferminen von Aroa kamen wenigstens vier
bis fuenftausend Menschen ums Leben. Auf einer Linie, die von Guayra und
Caracas von Ost-Nord-Ost nach West-Sued-West den hohen Gebirgen von
Niquitao und Merida zulaeuft, scheint das Erdbeben am staerksten gewesen zu
seyn. Man spuerte es im Koenigreich Neu-Grenada von den Auslaeufern der hohen
Sierra de Santa Marta bis Santa Fe de Bogota und Honda am Magdalenenstrom,
180 Meilen von Caracas. Ueberall war es in den Cordilleren auf Gneiss und
Glimmerschiefer oder unmittelbar an ihrem Fuss staerker als in der Ebene.
Dieser Unterschied war besonders auffallend in den Savanen von Barinas und
Casanare. (In dem geologischen System, nach dem alle vulkanischen und
nicht vulkanischen Gebirge auf Spalten emporgestiegen sind, erklaert sich
dieser Unterschied leicht.) In den Thaelern von Araguas zwischen Caracas
und der Stadt San Felipe waren die Stoesse ganz schwach. Victoria, Maracay,
Valencia, obgleich nahe bei der Hauptstadt, litten sehr wenig. In
Valecillo, einige Meilen von Valencia, spie der geborstene Boden solche
Wassermassen aus, dass sich ein neuer Bach bildete; dasselbe ereignete sich
bei Porto Cabello. Dagegen nahm der See von Maracaybo merkbar ab. In Coro
fuehlte man keine Erschuetterung, und doch liegt die Stadt an der Kueste,
zwischen Staedten, die gelitten haben." Fischer, die den 26. Maerz auf der
Insel Orchila, 30 Meilen nordoestlich von Guayra, zugebracht hatten,
spuerten keine Stoesse. Diese Abweichungen in der Richtung und Fortpflanzung
des Stosses ruehren wahrscheinlich von der eigenthuemlichen Lagerung der
Gesteinsschichten her.
Wir haben im Bisherigen die Wirkungen des Erdbebens westlich von Caracas
bis zu den Schneegebirgen von Santa Marta und zu der Hochebene von Santa
Fe de Bogota verfolgt. Wir wenden uns jetzt zum Landstrich ostwaerts von
der Hauptstadt. Jenseits Caurimare, im Thal des Capaya, waren die
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