ie Kaemme der stahlblauen
Wellen. Kein Woelkchen truebte das Himmelsgewoelbe, das aus tiefstem Blau
durch zartes Gruen sich gegen die Meeresflaeche senkte. Ploetzlich tauchte
der rothe Sonnenball am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen
ueber das weite Meer, als wenn er es entzuenden sollte. Und tausend Lichter
drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die dunklen Thaeler der
Kueste ein, um aus denselben die Schatten der Nacht zu verscheuchen. Hell
blitzten in weiter Ferne, wie von Feuersbrunst erfasst, die Haeuser von
Monaco auf, und selbst das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen
der Sonne als Morgengruss zurueck. Ueberall war es wie ein Aufflammen, ein
Erwachen, und gleich einem Jubelruf toente es durch die ganze Natur. So
feierten an jenem Morgen Himmel und Erde am blauen Mittelmeer das Fest der
Auferstehung! Ich war in dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts
von dem Schwinden der Zeit. So kam es, dass die Sonne schon hoch am Himmel
stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die ganze Meeresflaeche
glitzerte jetzt von unzaehligen Lichtern, als waere sie mit Diamanten
uebersaeet; das ferne Corsica loeste sich allmaelig in einem Nebelstreifen
auf, als waere es nur ein Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d'Ampeglio,
lag Alt-Bordighera, schon ganz in Sonnengluth getaucht.
Zwei Stunden sind noethig, um den Monte Nero zu besteigen. Diese Angabe
wurde mir freilich nur nach Hoerensagen gemacht, denn die Wenigsten sind
dort oben jemals gewesen. Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene
hier selten einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag
ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort oben nur
winzige Voegel findet, um seine Waidmannslust zu stillen.
Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen Nachforschungen
ueber den Monte Nero nicht gestossen, und so geschah es, dass ich eigene
Erfahrungen erst sammeln musste. Es zeigte sich, dass der ganze Gipfel des
Berges dicht bewaldet ist und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend
welchen freien Ausblick gewaehrt. Reichliche Entschaedigung fand ich aber
fuer die Muehe an dem noerdlichen, vom Meere abgekehrten Abhang des Berges.
Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald auf einen Sattel,
der den Monte Nero von dem hoeheren Monte Caggio trennt. Hier konnte, von
einzelnen waldfreien Stellen aus, der Blick sich ungestoert in die
tiefeingeschnittenen Thaeler versenken, ueber sanfte Huegelk
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