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urspruenglichen Charakter gelassen und den Garten harmonisch zu der
Umgebung gestimmt. - Anemonen, Reseda, Nelken und ueppig bluehende
Rosenstraeucher decken jetzt den Abhang; grosse Palmen, die man hierher
verpflanzte, entspringen dem zuvor so kahlen Boden; um einen weiten
Wasserbehaelter, wie man sie an der Riviera oft sieht, ist eine Pergola
errichtet, zu deren Saeulen die Palme den architektonischen Gedanken gab.
Im alten Testament werden die Dattelpalmen mit stolzen Koenigstoechtern
verglichen. Nicht allen Dattelpalmen in den bordigherischen Gaerten kommt
aber so edle Gestalt zu. Es haengt das mit der Behandlung zusammen, welche
die meisten Dattelpalmen hier erfahren. Man nimmt ihnen alljaehrig einen
Theil ihrer Wedel. Die Familie Bresca in San Remo erhielt schon im
sechzehnten Jahrhundert vom Papst Sixtus V. das Privilegium, Palmenwedel
fuer den Palmsonntag nach Rom zu liefern, angeblich eine Belohnung fuer den
Schiffscapitaen Bresca, der im Jahr 1586, waehrend der Aufstellung des
Obelisken auf dem Sanct Petersplatz, als die trockenen Taue zu versagen
drohten, durch den rechtzeitigen Ruf: "Wasser auf die Taue!" dem
Baumeister Fontana aus schwerer Verlegenheit half. Die Familie Bresca liess
ihre Palmen in Bordighera ziehen, in dessen sandig-lehmigen Boden die
Dattelpalme besser als in dem schweren Lehmboden von San Remo gedeiht. So
reicht die Palmenindustrie Bordigheras bis in das Mittelalter zurueck, und
auch heute noch ist es dieser Ort, der die meisten Palmenwedel zur Feier
des Palmsonntags nach Rom entsendet. Den Palmenwedel hat die christliche
Kirche, wie so viele andere Symbole, der Bildersprache des Orients, des
Heidenthums und des Judenthums entnommen, und wie Palmenwedel bei den
Festen des Osiris in Aegypten, bei dem feierlichen Einzuge der Koenige und
der Koenigshelden in Jerusalem und bei den olympischen Spielen prangten, so
schmuecken sie heute noch am Palmsonntag die Altaere katholischer Kirchen.
Statt frei in den Lueften ihre Wedel zu schaukeln, muessen die meisten
Palmen zur Herbstzeit es erdulden, dass ihre Krone im Innern
pferdeschweifartig zusammengebunden werde. Diese Behandlung bezweckt eine
bestimmte Ausbildung der neu hervorwachsenden Wedel. Nicht alle Palmstaemme
sind fuer diese Behandlung gleich geeignet, und unter den geeigneten werden
noch solche unterschieden, die mehr fuer den katholischen und solche, die
mehr fuer den juedischen Ritus sich schicken. Denn auch die Juden brauchen
Pal
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