h des ersten Schluckes und seiner hoellischen Wirkung. Auch diese
Schnapsflasche durfte er seinem Chronisten nicht unterschlagen, sie
gehoerte mit zu den "Quellen". Und darauf kam es ja an, alle Quellen
bloss zu legen, aus denen sein Leben sich speiste, alle Baeche und
Baechlein, die zusammenflossen zu dem einen raetselhaften Gewaesser voller
Klippen und Untiefen, das sich der Charakter des Doktors der Philosophie
Henning Randers nannte.
Ja, es sollte dem Freund nicht an Daten und Dokumenten fehlen. Er wollte
ihm sitzen geduldig und nackt, ohne Schleier. Und dann wuerde es etwas
werden, wovor jeder die Augen aufreissen wuerde, und er selbst wollte mit
einer wehmuetigen Lust vor seinem Bilde stehn, und mit einer diabolischen
Freude ueber diese Selbstprostituierung.
Dieser Gedanke machte ihn mit einmal lebendig. Er steckte das Buch zu
sich und ging mit dem Ausdruck eines Menschen, der in einer wichtigen
Sache einen guten Entschluss gefasst hat, leicht und schnell den Waldweg
hinauf. Einen Augenblick zoegerte er beim ersten Jaegersteig, der in das
Buschwerk abbog und dessen dunkle Oeffnung ihn so einladend ansah, aber
er blieb diesmal auf dem breiten Weg, dem Holz, und Wildfuhren tiefe
Furchen eingegraben hatten.
Der Weg war sonnig. Das niedre Seitenholz warf seinen Schatten um diese
vorgerueckte Morgenstunde kaum einen Fuss breit. Da gab es Bienensaug und
gelben Loewenzahn, und roten und weissen Klee, und Maennertreu und wilde
Stiefmuetterchen. Hin und wieder an feuchten Grabenstellen
Vergissmeinnicht, in grossen Mengen bei einander. Und ueberall am
Waldrand hin Farren und Feldschachtelhalm. Und ueberall Bienen und
Schmetterlinge.
Um einen Brombeerstrauch, der an seinem schattigen Platz etwas
zurueckgeblieben war und fast noch ganz in Bluete stand, gaukelte ein
Schwarm Kohlweisslinge, darunter zwei himmelblaue Zwergfalter. Randers
blieb stehen und sah eine Weile diesen leuchtenden, flimmernden,
lautlosen Schmetterlingsspielen zu. Es unterhielt ihn, belustigte ihn,
wie sich Schmetterlinge und Bienen die suessen Tropfen streitig machten.
Es war ein aehnliches Behagen, wie das, womit er zusah, wenn sich zwei
Jungen balgten. Wer ist der staerkere? Ha! Bravo! Der sitzt! Recht so,
zeig's ihm!
So stand er und sah laechelnd in diese Fluegelschlacht.
Es war ein bestaendiges Kommen und Fliehen und das Gezitter und Gefaechel
aller dieser weissen Fluegel ueber den weissen Blueten in der hellen
weissen Sonne blendete ihn
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