dann ist es nicht Christine, die er gewuergt hat, sondern die graue
Dame vom Steg, sein Gespenst! Sie liegt ganz blass vor ihm, mit
geschlossenen Augen, wie eine Wachspuppe. Er dreht sie um wie einen
leblosen Gegenstand; sie hat lederne Beine und lederne Arme. Es ist die
Puppe seiner Schwester.
Und dazu blitzt es unaufhoerlich.
Und dann tritt jemand zu ihm und sagt ihm, er muesse jetzt nach oben
kommen, es waere hoechste Zeit, das Schiff wuerde gleich sinken. Und er
stuerzt nach oben, stoesst die Knie an den harten messingbeschlagenen
Stufen der schmalen Kajuetentreppe. Und oben steht der Kapitaen auf der
Kommandobruecke und schreit ihm etwas zu, schreit wie wild und zeigt
immer mit hastigen Stoessen nach seinen Haenden. Randers sieht seine
Haende an, die sind ganz rot, ganz rot von Blut. Er erschrickt. Nun
stecken sie dich ein.
Und das alte bloede Gesicht Vater Mumms taucht vor ihm auf und sieht ihn
mit den halberloschenen Augen so traurig und vorwurfsvoll an.
Und eine entsetzliche Angst packt ihn, eine wahnsinnige Angst. Er will
fliehen und kann nicht. Jemand haelt seine Beine umklammert.
In Schweiss gebadet wachte Randers auf, Der Mond stand noch fast auf
derselben Stelle ueber dem Buchenportal. Randers konnte nicht lange
geschlafen haben, keine Viertelstunde.
Diese wuesten Traeume. Wie sich das alles durcheinanderwirrte!
Und nun gar dieser Mord! Welche wahnsinnige, boshafte Freude hatte er
dabei empfunden, als er diesen weissen Hals wuergte, dass diese dummen,
glotzenden schwarzen Augen weit aus ihren Hoehlen traten.
Ihm schauderte. Lag das wirklich in ihm? Koennen Traeume etwas in uns
hineintragen, holen sie nicht nur aus uns heraus?
War es nur die Mummsche Geschichte, die diesen Traum ausloeste?
Ausloeste?
Also mussten Mordgelueste in ihm verborgen sein!
Er meinte nicht ausloesen, er meinte es anders. Es war natuerlich nichts
als ein Erinnerungsbild. Aber er hatte doch etwas empfunden dabei, und
so intensiv wie kaum je beim Wachen.
Es liegt in uns allen, wir haben alle diese Mordgelueste in uns. Und er
glaubte jetzt auch zu verstehen, warum der junge Mumm seine Geliebte
ermordet hatte. Wenigstens verstand er die Moeglichkeit, wenn auch noch
nicht das Motiv.
Und er lag und gruebelte weiter nach, verbohrte sich hartnaeckig darin.
Und zuletzt kam es ihm doch wieder zu raetselhaft vor.
Oder konnte Liebe in ploetzliche Mordlust umschlagen? Ja, gewiss! Ein
ganz bestimmtes Gefuehl bejah
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