fuer ein Land ist, dieses Vaterland des
Mericourt? Ein gefaehrliches, ein boeses Land!
Tot linguae, quot membra viro!
Den vierundzwanzigsten Abend (montags, den 25. Mai) ward die "Amalia" des
Herrn Weisse aufgefuehret.
"Amalia" wird von Kennern fuer das beste Lustspiel dieses Dichters
gehalten. Es hat auch wirklich mehr Interesse, ausgefuehrtere Charaktere
und einen lebhaftern gedankenreichern Dialog, als seine uebrige komische
Stuecke. Die Rollen sind hier sehr wohl besetzt; besonders macht Madame
Boek den Manley, oder die verkleidete Amalia, mit vieler Anmut und mit
aller der ungezwungenen Leichtigkeit, ohne die wir es ein wenig sehr
unwahrscheinlich finden wuerden, ein junges Frauenzimmer so lange verkannt
zu sehen. Dergleichen Verkleidungen ueberhaupt geben einem dramatischen
Stuecke zwar ein romanenhaftes Ansehen, dafuer kann es aber auch nicht
fehlen, dass sie nicht sehr komische, auch wohl sehr interessante Szenen
veranlassen sollten. Von dieser Art ist die fuenfte des letzten Akts, in
welcher ich meinem Freunde einige allzu kuehn kroquierte Pinselstriche zu
lindern und mit dem uebrigen in eine sanftere Haltung zu vertreiben wohl
raten moechte. Ich weiss nicht, was in der Welt geschieht; ob man wirklich
mit dem Frauenzimmer manchmal in diesem zudringlichen Tone spricht. Ich
will nicht untersuchen, wie weit es mit der weiblichen Bescheidenheit
bestehen koenne, gewisse Dinge, obschon unter der Verkleidung, so zu
brueskieren. Ich will die Vermutung ungeaeussert lassen, dass es vielleicht
gar nicht einmal die rechte Art sei, eine Madame Freemann ins Enge zu
treiben; dass ein wahrer Manley die Sache wohl haette feiner anfangen
koennen; dass man ueber einen schnellen Strom nicht in gerader Linie
schwimmen zu wollen verlangen muesse; dass--Wie gesagt, ich will diese
Vermutungen ungeaeussert lassen; denn es koennte leicht bei einem solchen
Handel mehr als eine rechte Art geben. Nachdem naemlich die Gegenstaende
sind; obschon alsdenn noch gar nicht ausgemacht ist, dass diejenige Frau,
bei der die eine Art fehlgeschlagen, auch allen uebrigen Arten Obstand
halten werde. Ich will bloss bekennen, dass ich fuer mein Teil nicht Herz
genug gehabt haette, eine dergleichen Szene zu bearbeiten. Ich wuerde mich,
vor der einen Klippe zu wenig Erfahrung zu zeigen, ebenso sehr gefuerchtet
haben, als vor der andern, allzu viele zu verraten. Ja wenn ich mir auch
einer mehr als Crebillonschen Faehigkeit bewusst gewesen waere, mich
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