unsres Jahrhunderts
behandelt, dem guten Moses politische Maximen geliehen, die selbst bei
uns doch nur oft loci communes sind, und jenem Volk, jener Zeit, jenem
Gesetzgeber wahrhaftig fremde waren.[247]"
Im gleichen Sinne kaempft auch der junge Goethe, schon ganz im Sinne
unserer Stelle schreibt er ueber eine Schrift von Sonnenfels: "Von
Geheimnissen (denn welche grosse historische Data sind fuer uns nicht
Geheimnisse?), an welche nur der tieffuehlendste Geist mit Ahndungen zu
reichen vermag, in den Tag hinein zu raisonnieren!------Durchaus werden
die Gesetze en gros behandelt; alle Nationen und Zeiten durch einander
geworfen; unsrer Zeit solche Gesetze gewuenscht und gehofft, die nur
einem erst zusammengetretenen Volk gegeben werden konnten"[248].
Man vergleiche auch vorher die bekannte Aeusserung ueber
Roemerpatriotismus![249] Vielleicht redet auch er am Schlusse einer in
der Hauptsache Schlosserschen Rezension;[250] er (oder Herder?) in der
Beurteilung von Bahrdts Eden, dem vorgeworfen wird, in Moses
Bestandteile deutscher Universitaetsbegriffe des 18. Jahrhunderts
aufgedeckt zu haben[251].
Diesen Kampf haben beide auch spaeter noch fortgesetzt. Herder hat immer
und immer wieder diesen Grundgedanken verfochten, besonders in der
Aeltesten Urkunde, in Auch eine Philosophie der Geschichte u.s.w. Der
junge Goethe in der Baukunst gegen den Abbe Laugier[252], ebenso in
seinen Satiren, die noch von der im Jahre 1772 erweckten Fehdelust
eingegeben sind. Wieland wird wegen seiner unhistorischen Auffassung
griechischen Heldentums, Bahrdt wegen der der Evangelisten derb
verspottet.[253]
Mit dieser verfehlten Anschauung verband sich nun meist der kuemmerliche
Sinn fuer allen Wust und Kram der Vergangenheit, von dem nicht genug auf
einen Haufen zusammengetragen werden konnte. Die Ausdruecke, die Goethe
dafuer gebraucht, gehoeren wieder ganz der Coteriesprache der neuen
Richtung an; "ein Haufen von Scherbengeraet"--so bezeichnet Herder ein
Werk, das statt auf den Boden und in den Geist des Orients zu versetzen,
allen moeglichen Kram vom Wege aufliest;[254] von demselben: ein Haufen
Totenbeine ohne Geist und Leben![255] Troedelkram nennt Herder alle
wissenschaftliche Beschaeftigung seiner Zeit kurzweg in seiner
Beurteilung von Deninas Staatsveraenderungen[256]. Archaeologischer
Troedelkram! urteilt der junge Goethe in seiner Rezension von Seybolds
Schreiben ueber Homer.[257]
Nicht minder eifern beide gegen den Pragmatismu
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