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einen Palast einzuschliessen, so fern es moeglich ist, alle zerstreute
Schoenheit und Glueckseligkeit in seine glaeserne Mauern zu bannen, wo er
denn immer weicher und weicher wird, den Freuden des Koerpers Freuden der
Seele substituiert, und seine Kraefte von keiner Widerwaertigkeit zum
Naturgebrauche aufgespannt, in Tugend, Wohlthaetigkeit, Empfindsamkeit
zerfliessen[361]." Mit diesen Worten ist das Charakteristische der
empfindsamen Epoche vortrefflich ausgedrueckt. Denn sie war es, die da
glaubte, der Mensch sei nur da, um das Gute zu geniessen, das Boese sich
dagegen vom Leibe zu halten, kurz sich schon auf Erden ein Elysium zu
gruenden[362]. Diese Anschauung wird von dem Dichter ueberwunden durch die
andre, die sich in ihm in der duesteren Leidenszeit nach dem Wetzlarer
Aufenthalt mehr und mehr befestigt hatte, der Mensch sei zu Genuss und
Leiden, Freud und Leid geschaffen, habe der Erde Glueck und Weh zu
tragen[363]. "Genuss, dieses unerklaerbare Herumdrehen, Schweben,
Aufgeloestliegen in einer Empfindung, das ist, wie wir glauben, der Zweck
oder vielmehr der Endpunkt alles dessen, was in dem Menschen ist[364]."
Es ist offenbar Goethe, der so spricht; aber am Ende des Jahres 1772
erklaerte er Genuss und Leiden fuer den Mittelpunkt des Lebens[365]. Die
Lebensanschauung seiner empfindsamen Zeit, die er selbst schon hinter
sich gelassen hatte, hat also der Dichter dem Studenten gegeben.
Ausserdem begehrt er Freiheit und Zeitvertreib; auch ein Wunsch, den ein
Wagner nicht gethan haette. Er, der der Enge des Collegiums nun gluecklich
entronnen ist, hat nicht Lust, sich koerperlich und geistig in neue
Fesseln schlagen zu lassen. Sich die noetige Heiterkeit und
Geistesfreiheit fuer die Studien durch freie Bewegung zu schaffen, dazu
war auch einst der Student Goethe in Strassburg von seinem Lehrer ermahnt
worden[366]. Unser Student will endlich auch tief studieren. Des Geists
Erweiterung ist sein Schlagwort. Eine Fakultaet genuegt ihm darum nicht;
das Hoechste und Tiefste moechte er fassen, Himmel und Erde, die ganze
Natur! Eine stattliche Reihe von Forderungen; man vernimmt den echten
Sohn der fordernden Epoche[367]. Wer denkt nicht zugleich an Faust?
Sind sie nicht beide geistesverwandt? Stehen sie nicht zu einander wie
Juengling und Mann?[368] Wer wird nicht durch die Forderungen des einen
an die des anderen erinnert? Was hier der in Dumpfheit noch Befangene,
naiv begehrlich, und doch bescheiden von dem teuflischen
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