n Kreise von Goethes Freunden im Schwange waren. 1775 hat
er das derbe Gedicht auf Nikolai geschrieben,[416] ebenso das derbste,
was er wohl je gedichtet hat, Hanswursts Hochzeit[417]. Derartige
unkuenstlerische Auswuechse gehoeren mit zu der Natur des jungen Goethe;
sie zeigen sich in milderer Art auch in seinen groesseren Werken neben den
herrlichsten Stellen edler Kunst, im Goetz und Werther[418]. Es war dies
eben eine Folge von der Anschauung der Sturm- und Drangperiode, die wir
auch in der Wagnerscene gefunden haben, alles, was aus der Empfindung
komme mit der von ihr selbst mitgebrachten Form, sei anzuerkennen. "Die
charakteristische Kunst ist nun die einzig wahre[419]."
Man denke auch an das bezeichnende Wort aus einem Briefe an die Karschin
vom Jahre 1775: "Mir ist alles lieb, was treu und stark aus dem Herzen
kommt, mags uebrigens aussehen wie ein Igel oder wie ein Amor[420]." Im
ersten Teil der Schuelerscene siehts nun mehr aus wie ein Igel; aber
daraus ist noch kein Schluss auf eine verschiedene Entstehungszeit zu
ziehen. Die Einheit der Scene darf nicht bezweifelt werden. Die Frage,
wann sie entstanden sei, kann jetzt beantwortet werden.
Entstehungszeit der Schuelerscene.
Auch fuer die Schuelerscene bildet das Jahr 1772, die Beteiligung an den
Frankfurter Gelehrten Anzeigen, die breite Grundlage. Sie gehoert also
zugleich mit der Wagnerscene in engeren Zusammenhang mit den satirischen
Dichtungen der Jahre 1773 und 1774.
Man ist bei keiner Scene in groesserer Unklarheit ueber die Zeit der
Entstehung gewesen als bei ihr. Schon Luden, in dem bekannten Gespraech
mit Goethe,[421] glaubt, sie sei wegen ihrer unmittelbaren Anschauung
des akademischen Lebens und Treibens in Goethes Universitaetsjahre zu
setzen. Neuerdings hat Seuffert sie gar, besonders durch den Charakter
ihres ersten Teiles verfuehrt, der Leipziger Zeit des Dichters
zugewiesen[422]. Was zu dieser Annahme nicht recht passen will, wird
dann nach bekannter Methode fuer spaeter an- und eingeflickt erklaert. Die
Scene bietet aber gerade fuer die Leipziger Zeit den geringsten Anhalt.
Der Student, wie er hier auftritt, geht in seinem wissenschaftlichen
Streben, neben der Medizin vor allem die Natur des Alls zu erfassen, auf
die Strassburger Zeit zurueck. Der Dichter sagt es zum Ueberfluss auch
selbst. Fuer den derben Angriff auf das Professorentum und fuer den
feinen, ironischen Spott auf die Universitaetsweisheit boten ihm aber das
Kampfjahr
|