in der Maske des Professors zum
besten gehalten wird. Wenn daher Mephistopheles in Schlafrock und
Perruecke auftrat, so mochte schon von vornherein Goethes Frankfurter und
Darmstaedter Kreis darauf gefasst sein, auch in weitren Eigenheiten jenes
verspottet zu sehen und zu hoeren.
Diesem Zerrbilde des Professors gegenueber ist der Student aufs
liebevollste gezeichnet; dass der Dichter hierbei viel von seinem eigenem
Wesen und von seinen eigenen Erfahrungen verwerthet hat, ist nicht zu
bezweifeln. In aehnlicher Weise kam auch Goethe nach Leipzig, wenn auch
wohl nicht mit den hohen Absichten, wie sie der Student in unserer Scene
ausspricht; umgekehrt war er auch nicht in einer so hilflosen Unklarheit
ueber sein Studium, sondern trat mit einem ganz bestimmten Plane
auf[357]. Schwere Enttaeuschungen blieben allerdings auch ihm nicht
erspart. Keinswegs erschien ihm jedoch der Professor in einer solchen
Karrikatur. Vielmehr erschien ihm, sich zu einer akademischen Lehrstelle
faehig zu machen, das Wuenschenswerteste fuer sich[358]. Er schreibt an
seinen Vater: "Noch eins! Sie koennen nicht glauben, was es eine schoene
Sache um einen Professor ist. Ich bin ganz entzueckt gewesen, da ich
einige von diesen Leuten in ihrer Herrlichkeit sah. Nil istis
splendidius, gravius ac honoratius. Oculorum animique aciem ita mihi
perstrinxit, autoritas gloriaque eorum, ut nullos praeter honores
Professurae alios sitiam[359]." Selbst Gottsched, den er in den
Leipziger Briefen ob seiner Gestalt und seiner Familienverhaeltnisse
verhoehnt,[360] dessen Verdienste er aber sonst anerkennt, bot ihm keine
Veranlassung zu solchem Spott, wie er aus dem ersten Teile der
Schuelerscene spricht.
Was der Student begehrt, entspricht auch nicht etwa Wuenschen und
Hoffnungen, mit denen der junge Goethe nach Leipzig kam; er will nicht
bloss studieren, es handelt sich fuer ihn besonders um das Heil seines
inneren Menschen, und zwar in ganz bestimmter Richtung: er moechte gern
alles Gute zusammen haben, sich dagegen das Boese vom Leibe halten. Damit
ist ein Grundzug im Wesen des jungen Goethe bezeichnet. Er hat ihn
selbst frueh erkannt und an seiner Umbildung gearbeitet. "Der
Mensch"--schreibt er in der Rezension ueber Sulzers schoene Kuenste--"durch
alle Zustaende befestigt sich gegen die Natur, ihre tausendfache Uebel zu
vermeiden, und nur das Mass von Gutem zu geniessen; bis es ihm endlich
gelingt, die Circulation aller seiner wahr- und gemachten Beduerfniss
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