Haltung es womoeglich
noch schlimmer bestellt war als mit der ihres Beschuetzers; zu ihnen
gehoeren unter anderen Riedel und Bahrdt. Auch gegen Riedel, der fast
Lessing selbst bestochen haette, gedachte Herder aufzutreten; er schrieb
ueber seine Theorie der schoenen Kuenste sein viertes Waeldchen, das er
jedoch nicht veroeffentlichte[327]. Riedel ward 1768, als der Kurfuerst
Emmerich Joseph die Universitaet Erfurt neubegruendete, dorthin berufen.
Auch ihm fehlte nicht die satirische Ader; eine seiner Satiren: Launen
an meinen Satyr ist in den F.G.A. besprochen, vielleicht von
Goethe[328]. Riedel fand von allen diesen Genies das traurigste Ende; er
starb, nachdem er sich seine Stellung in Wien verscherzt hatte, im
Irrenhause[329].
Der beruechtigste dieser Schwarmgeister, der uns hier am meisten
interessiert, da er sich auch mit Goethe verschiedentlich beruehrte, war
K. Fr. Bahrdt. Auch er gehoert zu den falschen Propheten, die ueber Nacht
wie Pilze aufschiessen, sobald sich eine neue Zeit angekuendigt hat. Sie
haben anscheinend das gleiche Streben, mitzuarbeiten an der
Verwirklichung neuer und grosser Ideen, die sie mit beredten Worten zu
verkuenden wissen; allein die Mittel, die sie anwenden, sind oft
gewoehnlich, ja verwerflich und gemein. Der junge Goethe erkannte mit
klarem Auge das Wesen dieser eigentuemlichen Erscheinung; so kam ihm der
Gedanke, sie im Bilde des Mahomet darzustellen[330]. Allein der Plan
wurde, trotzdem die naehere Bekanntschaft mit Lavater und Basedow ihm
neuen Stoff geliefert hatte, nicht weiter ausgefuehrt; wohl aber ein
scherzhaftes Seitenstueck dazu, der Satyros, in dem er einen der
tuechtigeren dieser Propheten, obwohl er in sein Bild mit dem Rechte des
Dichters noch anderer Zuege aufgenommen hat, verspottet[331]. Satyros;
denn satyrgleich folgten jene, viele das Evangelium der Natur mit
Behagen missbrauchend, die eigene rohe Natur unverhuellt zu zeigen, dem
Dionysoszuge der neuen Kulturbewegung. Im Pater Brey hatte der Dichter
schon vorher einen der weniger bedeutenden dieser Propheten abgethan.
Bahrdt war es nun, der den Genieton auch in die Theologie trug[332]. In
Leipzig konnte Goethe schon von ihm hoeren; denn als er dort noch Student
war, war Bahrdt bereits Dozent. Als jener Leipzig verliess, musste es
dieser verlassen, dort unhaltbar geworden durch Vorkommnisse, die das
Unsittliche seines Wesens aller Augen blossgelegt hatten. Bezeichnender
Weise wurde danach sofort Klotzens Teilnah
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