ront voellig veraendert worden sein. Mein
Vorgaenger hatte infolgedessen mit Recht sofort gegen diese Verkuendigung
Einspruch erhoben. Seine Majestaet der Kaiser entschied zugunsten des
Generals von Falkenhayn. Nun war es aber fuer jedermann, der die Zustaende
in der Donaumonarchie kannte, klar, dass die in Wien einmal getroffene
Vereinbarung nicht geheim bleiben wuerde. Sie konnte wohl noch eine kurze
Zeit offiziell zurueckgehalten aber nicht mehr aus der Welt geschafft
werden. In der Tat war sie schon Ende August allgemein bekannt. So stand
ich bei Uebernahme der Obersten Heeresleitung einer vollendeten Tatsache
gegenueber.
Kurze Zeit darauf forderte der mir dienstlich nicht unterstellte
Generalgouverneur von Warschau von unserer Reichsleitung die Verkuendigung
des polnischen Koenigsreichs als eine nicht laenger hinausschiebbare
Tatsache. Er liess die Wahl zwischen Schwierigkeiten im Lande und der
sicheren Aussicht auf eine Verstaerkung unserer Streitkraefte durch
polnische Truppen, die sich im Fruehjahr 1917 bei freiwilligem Eintritt auf
5 ausgebildete Divisionen, bei Einfuehrung der allgemeinen Wehrpflicht auf
1 Million Mann belaufen wuerden. Eine so wenig guenstige Meinung ich auch
glaubte, 1914 und 15 von einer Teilnahme der polnischen Bevoelkerung am
Krieg gegen Russland gewonnen zu haben, der Generalgouverneur musste es
besser wissen. Er kannte die Entwicklung der inneren politischen
Verhaeltnisse des eroberten Landes seit 1915 und war der Ueberzeugung, dass
uns die Geistlichkeit wirksam bei der Werbung zum Kampf unterstuetzen
wuerde.
Wie haette ich es da bei unserer Kriegslage verantworten koennen, diese als
so bestimmt bezeichnete Hilfe abzulehnen? Entschied ich mich aber fuer
diese, so durfte keine Zeit verloren gehen, damit wir bis zum Beginn der
naechsten Fruehjahrskaempfe leidlich ausgebildete Truppen in der vordersten
Linie einsetzen konnten. Mochte dann ein siegreiches Deutschland sich nach
dem Frieden mit der nun einmal aufgerollten polnischen Frage abfinden.
Da stiessen wir, ueberraschend fuer mich, auf den Widerstand der
Reichsleitung. Sie glaubte in dieser Zeit Faeden fuer einen Sonderfrieden
mit Russland gefunden zu haben und hielt es fuer bedenklich, die
eingeleiteten Schritte durch die Proklamation eines unabhaengigen Polens in
den Augen des Zaren zu kompromittieren. Die politischen und militaerischen
Ruecksichten gerieten also in Widerstreit.
Der Ausgang der ganzen Angelegenheit war schlie
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