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ich meine
Anschauungen in dieser Beziehung nicht geaendert hatte. Ich hielt es auch
im Herbste 1917 fuer ausgeschlossen, dass uns selbst im Falle eines
durchschlagenden Sieges eine Absprengung Italiens vom Bunde unserer Gegner
gelingen wuerde; ich glaubte im Herbste 1917 ebensowenig wie bei Beginn
dieses Jahres, dass wir lediglich fuer den Ruhm eines erfolgreichen
Feldzuges gegen Italien deutsche Kraefte der gefaehrlichen Lage unserer
Westfront entziehen duerften. Die Gruende meiner nunmehrigen Befuerwortung
unserer Beteiligung an einer solchen Operation waren auf anderen Gebieten
zu suchen. Unser oesterreichisch-ungarischer Verbuendeter klaerte uns dahin
auf, dass er nicht mehr die Kraft habe, einen zwoelften italienischen
Angriff an der Isonzofront auszuhalten. Diese Eroeffnung war fuer uns
militaerisch wie politisch von gleich grosser Bedeutung. Es handelte sich
nicht nur um den Verlust der Isonzolinie sondern geradezu um den
Zusammenbruch des gesamten oesterreichisch-ungarischen Widerstandes. Die
Donaumonarchie war einer etwaigen Niederlage an der italienischen Front
gegenueber weit empfindlicher als gegenueber einer solchen auf dem
galizischen Kriegstheater. Fuer Galizien hatte man in Oesterreich-Ungarn nie
mit Begeisterung gefochten. "Wer den Krieg verliert, muss Galizien
behalten", war ein im Feldzug oft gehoertes oesterreichisch-ungarisches
Spottwort. Dagegen war in der Donaumonarchie das Interesse fuer die
italienische Grenze immer ein ausserordentlich grosses. In Galizien, das
heisst gegen Russland, focht Oesterreich-Ungarn nur mit dem Verstande, gegen
Italien aber auch mit dem Herzen. An dem Kriege gegen Italien beteiligten
sich auffallenderweise alle Staemme des Doppelreiches mit fast gleich
grosser Hingabe. Tschechisch-slowakische Truppen, die gegen Russland versagt
hatten, leisteten gegen Italien Gutes. Der Kampf dort bildete
gewissermassen ein kriegerisch einigendes Band fuer die ganze Monarchie. Was
wuerde eintreten, wenn auch dieses Band zerriss? Die Gefahr hierfuer ist in
dem Zeitpunkt, von dem wir sprechen, gross. Ende August hat naemlich Cadorna
in der elften Isonzoschlacht wirklich einmal erheblich Gelaende gewonnen.
Alle bisherigen Gelaendeverluste waren zu verschmerzen gewesen; sie waren
nach unseren eigenen reichlichen Erfahrungen eine natuerliche Folge der
zerstoerenden Wirkung der Angriffsmittel gegen die staerkste Verteidigung.
Jetzt aber waren die oesterreichischen Widerstandslinien an den aeuss
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