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Herrschaften im Empfangszimmer zu ebener Erde, das, wie beinahe das
ganze vornehme alte Haus, in wunderbar reinem Empirestil eingerichtet
war. Gleich darauf erschien auch Doktor Leander; er verbeugte sich, und
es entspann sich eine erste, fuer beide Teile orientierende Konversation.
Draussen lag der winterliche Garten mit Matten ueber den Beeten,
verschneiten Grotten und vereinsamten Tempelchen, und zwei Hausknechte
schleppten vom Wagen her, der auf der Chaussee vor der Gatterpforte
hielt -- denn es fuehrte keine Anfahrt zum Hause-, die Koffer der neuen
Gaeste herbei.
"Langsam, Gabriele, take care, mein Engel, und halte den Mund zu", hatte
Herr Kloeterjahn gesagt, als er seine Frau durch den Garten fuehrte; und
in dieses "take care" musste zaertlichen und zitternden Herzens jedermann
innerlich einstimmen, der sie erblickte, -- wenn auch nicht zu leugnen
ist, dass Herr Kloeterjahn es anstandslos auf deutsch haette sagen koennen.
Der Kutscher, welcher die Herrschaften von der Station zum Sanatorium
gefahren hatte, ein roher, unbewusster Mann ohne Feingefuehl, hatte
geradezu die Zunge zwischen die Zaehne genommen vor ohnmaechtiger
Behutsamkeit, waehrend der Grosskaufmann seiner Gattin beim Aussteigen
behilflich war; ja, es hatte ausgesehen, als ob die beiden Braunen, in
der stillen Frostluft qualmend, mit rueckwaerts gerollten Augen
angestrengt diesen aengstlichen Vorgang verfolgten, voll Besorgnis fuer
soviel schwache Grazie und zarten Liebreiz.
Die junge Frau litt an der Luftroehre, wie ausdruecklich in dem
anmeldenden Schreiben zu lesen stand, das Herr Kloeterjahn vom Strande
der Ostsee aus an den dirigierenden Arzt von >Einfried< gerichtet hatte,
und Gott sei Dank, dass es nicht die Lunge war! Wenn es aber dennoch die
Lunge gewesen waere, -- diese neue Patientin haette keinen holderen und
veredelteren, keinen entrueckteren und unstofflicheren Anblick gewaehren
koennen als jetzt, da sie an der Seite ihres staemmigen Gatten, weich und
ermuedet in den weisslackierten, gradlinigen Armsessel zurueckgelehnt, dem
Gespraeche folgte.
Ihre schoenen, blassen Haende, ohne Schmuck bis auf den schlichten
Ehering, ruhten in den Schossfalten eines schweren und dunklen
Tuchrockes, und sie trug eine silbergraue, anschliessende Taille mit
festem Stehkragen, die mit hochaufliegenden Sammetarabesken ueber und
ueber besetzt war. Aber diese gewichtigen und warmen Stoffe liessen die
unsaegliche Zartheit, Suessigkeit und Mattigkeit
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