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e stehenden Worten meine Erlebnisse zu denen der Welt zu machen. Und darum hoeren Sie mich an. Ich will nichts als sagen, was war und ist, ich erzaehle lediglich eine Geschichte, eine ganz kurze, unsaeglich empoerende Geschichte, erzaehle sie ohne Kommentar, ohne Anklage und Urteil, nur mit meinen Worten. Es ist die Geschichte Gabriele Eckhofs, mein Herr, der Frau, die Sie die Ihrige nennen ... und merken Sie wohl! Sie waren es, der sie erlebte; und dennoch bin ich es, dessen Worte sie Ihnen erst in Wahrheit zur Bedeutung eines Erlebnisses erheben wird. Erinnern Sie sich des Gartens, mein Herr, des alten, verwucherten Gartens hinter dem grauen Patrizierhause? Das gruene Moos spross in den Fugen der verwitterten Mauern, die seine vertraeumte Wildnis umschlossen. Erinnern Sie sich auch des Springbrunnens in seiner Mitte? Lilafarbene Lilien neigten sich ueber sein morsches Rund, und sein weisser Strahl plauderte geheimnisvoll auf das zerklueftete Gestein hinab. Der Sommertag neigte sich. Sieben Jungfrauen sassen im Kreis um den Brunnen; in das Haar der Siebenten aber, der Ersten, der Einen, schien die sinkende Sonne heimlich ein schimmerndes Abzeichen der Ober hoheit zu weben. Ihre Augen waren wie aengstliche Traeume, und dennoch laechelten ihre klaren Lippen .... Sie sangen. Sie hielten ihre schmalen Gesichter zur Hoehe des Springstrahles emporgewandt, dorthin, wo er in mueder und edler Rundung sich zum Falle neigte, und ihre leisen, hellen Stimmen umschwebten seinen schlanken Tanz. Vielleicht hielten sie ihre zarten Haende um ihre Kniee gefaltet, indes sie sangen .... Entsinnen Sie sich des Bildes, mein Herr? Sahen Sie es? Sie sahen es nicht. Ihre Augen waren nicht geschaffen dafuer, und Ihre Ohren nicht, die keusche Suessigkeit seiner Melodie zu vernehmen. Sahen Sie es -- Sie durften nicht wagen, zu atmen, Sie mussten Ihrem Herzen zu schlagen verwehren. Sie mussten gehen, zurueck ins Leben, in Ihr Leben, und fuer den Rest Ihres Erdendaseins das Geschaute als ein unantastbares und unverletzliches Heiligtum in Ihrer Seele bewahren. Was aber taten Sie? Dies Bild war ein Ende, mein Herr; mussten Sie kommen und es zerstoeren, um ihm eine Fortsetzung der Gemeinheit und des haesslichen Leidens zu geben? Es war eine ruehrende und friedevolle Apotheose, getaucht in die abendliche Verklaerung des Verfalles, der Aufloesung und des Verloeschens. Ein altes Geschlecht, zu muede bereits und zu edel zur Tat und zum Leben,
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