den Ruecken und schritt ueber die Kieswege dahin. Er schritt in tiefem
Sinnen.
Noch waren die Beete mit Matten bedeckt, und Baeume und Straeucher waren
noch nackt; aber der Schnee war fort, und die Wege zeigten nur hier und
da noch feuchte Spuren. Der weite Garten mit seinen Grotten,
Laubengaengen und kleinen Pavillons lag in praechtig farbiger
Nachmittagsbeleuchtung, mit kraeftigen Schatten und sattem, goldigem
Licht, und das dunkle Geaest der Baeume stand scharf und zart gegliedert
gegen den hellen Himmel.
Es war um die Stunde, da die Sonne Gestalt annimmt, da die formlose
Lichtmasse zur sichtbar sinkenden Scheibe wird, deren sattere, mildere
Glut das Auge duldet. Herr Spinell sah die Sonne nicht; sein Weg fuehrte
ihn so, dass sie ihm verdeckt und verborgen war. Er ging gesenkten
Hauptes und summte ein Stueckchen Musik vor sich hin, ein kurzes Gebild,
eine bang und klagend aufwaertssteigende Figur, das Sehnsuchtsmotiv ...
Ploetzlich aber, mit einem Ruck, einem kurzen, krampfhaften Aufatmen,
blieb er gefesselt stehen, und unter heftig zusammengezogenen Brauen
starrten seine erweiterten Augen mit dem Ausdruck entsetzter Abwehr
geradeaus...
Der Weg wandte sich; er fuehrte der sinkenden Sonne entgegen. Durchzogen
von zwei schmalen, erleuchteten Wolkenstreifen mit vergoldeten Raendern
stand sie gross und schraege am Himmel, setzte die Wipfel der Baeume in
Glut und goss ihren gelbroetlichen Glanz ueber den Garten hin. Und inmitten
dieser goldigen Verklaerung, die gewaltige Gloriole der Sonnenscheibe zu
Haeupten, stand hochaufgerichtet im Wege eine ueppige, ganz in Rot, Gold
und Schottisch gekleidete Person, die ihre Rechte in die schwellende
Huefte stemmte und mit der Linken ein grazil geformtes Waegelchen leicht
vor sich hin und her bewegte. In diesem Waegelchen aber sass das Kind, sass
Anton Kloeterjahn der Juengere, sass Gabriele Eckhofs dicker Sohn!
Er sass, bekleidet mit einer weissen Flausjacke und einem grossen weissen
Hut, pausbaeckig, praechtig und wohlgeraten in den Kissen, und sein Blick
begegnete lustig und unbeirrbar demjenigen Herrn Spinells. Der Romancier
war im Begriffe, sich aufzuraffen, er war ein Mann, er haette die Kraft
besessen, an dieser unerwarteten, in Glanz getauchten Erscheinung
vorueberzuschreiten und seinen Spaziergang fortzusetzen. Da aber geschah
das Graessliche, dass Anton Kloeterjahn zu lachen und jubeln begann, er
kreischte vor unerklaerlicher Lust, es konnte einem unheimlich zu Sin
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