stieg aufwaerts, rang sich entzueckt empor bis zur suessen
Verschlingung, sank, sich loesend, zurueck, und mit ihrem tiefen Gesaenge
von schwerer, schmerzlicher Wonne traten die Celli hervor und fuehrten
die Weise fort ...
Nicht ohne Erfolg versuchte die Spielende, auf dem armseligen Instrument
die Wirkungen des Orchesters anzudeuten. Die Violinlaeufe der grossen
Steigerung erklangen mit leuchtender Praezision. Sie spielte mit
prezioeser Andacht, verharrte glaeubig bei jedem Gebilde und hob demuetig
und demonstrativ das Einzelne hervor, wie der Priester das
Allerheiligste ueber sein Haupt erhebt. Was geschah? Zwei Kraefte, zwei
entrueckte Wesen strebten in Leiden und Seligkeit nacheinander und
umarmten sich in dem verzueckten und wahnsinnigen Begehren nach dem
Ewigen und Absoluten ... Das Vorspiel flammte auf und neigte sich. Sie
endigte da, wo der Vorhang sich teilt, und fuhr dann fort, schweigend
auf die Noten zu blicken.
Unterdessen hatte bei der Raetin Spatz die Langeweile jenen Grad
erreicht, wo sie des Menschen Antlitz entstellt, ihm die Augen aus dem
Kopfe treibt und ihm einen leichenhaften und furchteinfloessenden Ausdruck
verleiht. Ausserdem wirkte diese Art von Musik auf ihre Magennerven, sie
versetzte diesen dyspeptischen Organismus in Angstzustaende und machte,
dass die Raetin einen Krampfanfall befuerchtete.
"Ich bin genoetigt, auf mein Zimmer zu gehen", sagte sie schwach. "Leben
Sie wohl, ich kehre zurueck ..."
Damit ging sie. Die Daemmerung war weit vorgeschritten. Draussen sah man
dicht und lautlos den Schnee auf die Terrasse herniedergehen. Die beiden
Kerzen gaben ein wankendes und begrenztes Licht.
"Den zweiten Aufzug", fluesterte er; und sie wandte die Seiten und begann
mit dem zweiten Aufzug.
Hoernerschall verlor sich in der Ferne. Wie? oder war es das Saeuseln des
Laubes? Das sanfte Rieseln des Quells? Schon hatte die Nacht ihr
Schweigen durch Hain und Haus gegossen, und kein flehendes Mahnen
vermochte dem Walten der Sehnsucht mehr Einhalt zu tun. Das heilige
Geheimnis vollendete sich. Die Leuchte erlosch, mit einer seltsamen,
ploetzlich gedeckten Klangfarbe senkte das Todesmotiv sich herab, und in
jagender Ungeduld liess die Sehnsucht ihren weissen Schleier dem Geliebten
entgegenflattern, der ihr mit ausgebreiteten Armen durchs Dunkel nahte.
O ueberschwenglicher und unersaettlicher Jubel der Vereinigung im ewigen
Jenseits der Dinge! Des quaelenden Irrtums entledigt, den Fesseln des
R
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