FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36  
37   38   39   40   41   42   43   44   45   46   47   >>  
heit, wie man nur Wahrheiten verteidigt, die man unbedingt noetig hat. Und dennoch sind wir so ganz vom boesen Gewissen zernagt, dass kein heiler Fleck mehr an uns ist. Hinzu kommt, dass die ganze Art unserer inneren Existenz, unsere Weltanschauung, unsere Arbeitsweise ... von schrecklich ungesunder, unterminierender, aufreibender Wirkung ist, und auch dies verschlimmert die Sache. Da gibt es nun kleine Linderungsmittel, ohne die man es einfach nicht aushielte. Eine gewisse Artigkeit und hygienische Strenge der Lebensfuehrung zum Beispiel ist manchen von uns Beduerfnis. Frueh aufstehen, grausam frueh, ein kaltes Bad und ein Spaziergang hinaus in den Schnee ... Das macht, dass wir vielleicht eine Stunde lang ein wenig zufrieden mit uns sind. Gaebe ich mich, wie ich bin, so wuerde ich bis in den Nachmittag hinein im Bette liegen, glauben Sie mir. Wenn ich frueh aufstehe, so ist das eigentlich Heuchelei." "Nein, weshalb, Herr Spinell! Ich nenne das Selbstueberwindung ... Nicht wahr, Frau Raetin?" -- Auch die Raetin Spatz nannte es Selbstueberwindung. "Heuchelei oder Selbstueberwindung, gnaedige Frau! Welches Wort man nun vorzieht. Ich bin so gramvoll ehrlich veranlagt, dass ich ..." "Das ist es. Sicher graemen Sie sich zuviel." "Ja, gnaedige Frau, ich graeme mich viel." -- Das gute Wetter hielt an. Weiss, hart und sauber, in Windstille und lichtem Frost, in blendender Helle und blaeulichem Schatten lag die Gegend, lagen Berge, Haus und Garten, und ein zartblauer Himmel, in dem Myriaden von flimmernden Leuchtkoerperchen, von glitzernden Kristallen zu tanzen schienen, woelbte sich makellos ueber dem Ganzen. Der Gattin Herrn Kloeterjahns ging es leidlich in dieser Zeit; sie war fieberfrei, hustete fast gar nicht und ass ohne allzuviel Widerwillen. Oftmals sass sie, wie das ihre Vorschrift war, stundenlang im sonnigen Frost auf der Terrasse. Sie sass im Schnee, ganz in Decken und Pelzwerk verpackt, und atmete hoffnungsvoll die reine, eisige Luft, um ihrer Luftroehre zu dienen. Dann bemerkte sie zuweilen Herrn Spinell, wie er, ebenfalls warm gekleidet und in Pelzschuhen, die seinen Fuessen einen phantastischen Umfang verliehen, sich im Garten erging. Er ging mit tastenden Schritten und einer gewissen behutsamen und steif-grazioesen Armhaltung durch den Schnee, gruesste sie ehrerbietig, wenn er zur Terrasse kam, und stieg die unteren Stufen hinan, um ein kleines Gespraech zu beginnen. "Heute, auf meinem Morgenspazierg
PREV.   NEXT  
|<   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36  
37   38   39   40   41   42   43   44   45   46   47   >>  



Top keywords:

Selbstueberwindung

 

Schnee

 

Heuchelei

 

Spinell

 

Garten

 

unsere

 

Terrasse

 

gnaedige

 

Raetin

 
dieser

fieberfrei
 

leidlich

 

hustete

 
woelbte
 

zartblauer

 

Himmel

 
Gegend
 

blendender

 
lichtem
 

blaeulichem


Schatten
 

Myriaden

 

flimmernden

 

makellos

 

Ganzen

 

Gattin

 

schienen

 

Leuchtkoerperchen

 

glitzernden

 

Kristallen


tanzen

 

Kloeterjahns

 

Decken

 
behutsamen
 

grazioesen

 

Armhaltung

 

gruesste

 
gewissen
 

erging

 
verliehen

tastenden
 
Schritten
 

ehrerbietig

 

beginnen

 

Gespraech

 

meinem

 

Morgenspazierg

 

kleines

 
unteren
 

Stufen