Sie horchten beide, legten die Koepfe auf die Seite und horchten.
"Das sind Schellen", sagte sie.
"Es sind die Schlitten", sagte er. "Ich gehe."
Er stand auf und ging durch das Zimmer. An der Tuer dort hinten machte er
halt, wandte sich um und trat einen Augenblick unruhig von einem Fuss auf
den anderen. Und dann begab es sich, dass er, fuenfzehn oder zwanzig
Schritte von ihr entfernt, auf seine Kniee sank, lautlos auf beide
Kniee. Sein langer, schwarzer Gehrock breitete sich auf dem Boden aus.
Er hielt die Haende ueber seinem Munde gefaltet, und seine Schultern
zuckten.
Sie sass, die Haende im Schoesse, vornuebergelehnt, vom Klavier abgewandt,
und blickte auf ihn. Ein Ungewisses und bedraengtes Laecheln lag auf ihrem
Gesicht, und ihre Augen spaehten sinnend und so muehsam ins Halbdunkel,
dass sie eine kleine Neigung zum Verschiessen zeigten.
Aus weiter Ferne her naeherten sich Schellenklappern, Peitschenknall und
das Ineinanderklingen menschlicher Stimmen.
9
Die Schlittenpartie, von der lange noch alle sprachen, hatte am 26.
Februar stattgefunden. Am 27., einem Tauwettertage, an dem alles sich
erweichte, tropfte, plantschte, floss, ging es der Gattin Herrn
Kloeterjahns vortrefflich. Am 28. gab sie ein wenig Blut von sich ... oh,
unbedeutend; aber es war Blut. Zu gleicher Zeit wurde sie von einer
Schwaeche befallen, so gross wie noch niemals, und legte sich nieder.
Doktor Leander untersuchte sie, und sein Gesicht war steinkalt dabei.
Dann verordnete er, was die Wissenschaft vorschreibt: Eisstueckchen,
Morphium, unbedingte Ruhe. Uebrigens legte er am folgenden Tage wegen
Ueberbuerdung die Behandlung nieder und uebertrug sie an Doktor Mueller, der
sie pflicht- und kontraktgemaess in aller Sanftmut uebernahm: ein stiller,
blasser, unbedeutender und wehmuetiger Mann, dessen bescheidene und
ruhmlose Taetigkeit den beinahe Gesunden und den Hoffnungslosen gewidmet
war.
Die Ansicht, der er vor allem Ausdruck gab, war die, dass die Trennung
zwischen dem Kloeterjahn'schen Ehepaare nun schon recht lange waehre. Es
sei dringend wuenschenswert, dass Herr Kloeterjahn, wenn anders sein
bluehendes Geschaeft es irgend gestatte, wieder einmal zu Besuch nach
>Einfried< kaeme. Man koenne ihm schreiben, ihm vielleicht ein kleines
Telegramm zukommen lassen ... Und sicherlich werde es die junge Mutter
begluecken und staerken, wenn er den kleinen Anton mitbraechte: abgesehen
davon, dass es fuer die Aerzte geradezu int
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