nimmt
ihnen den Atem, sie muessen unaufhoerlich mit der einen Hand vor
dem Munde die Luft zu zerteilen suchen, um nur nicht zu ersticken.
Die uebrige Zeit des Tages, welche Toilette und die Freunden
der Tafel freilassen, wird in dieser Woche auf mannigfache Weise
hingebracht. Anstalten genug gab es dazu. Wachsfiguren, Seiltaenzer,
unsichtbare Maedchen und ein sehr interessantes Panorama von
Konstantinopel. Naechst dem wechseln abends Baelle, Konzerte und
Assembleen in den, zu diesem Zwecke bestimmten, sehr schoenen Saelen.
Auch ein Vauxhall gibt es hier. Obgleich recht huebsch eingerichtet,
haelt es doch keinen Vergleich mit dem beruehmten Vauxhall [Fussnote:
Londoner Stadtteil mit Vergnuegungspark] in London
aus, das wohl immer das einzige seiner Art bleiben wird.
Das Theater wird stark besucht und das Publikum darin ist laut, ungestuem
und souveraen herrschend wie in London; das Haus ist nicht gross, aber
sehr huebsch dekoriert, gut erleuchtet und zweckmaessig eingerichtet. Nur
die Schauspieler zeichnen sich auf keine Weise aus; keiner unter ihnen
erhebt sich ueber die Mittelmaessigkeit, und die Schauspielerinnen bleiben
sogar noch weit unter ihr zurueck.
In dem sehr huebschen Konzertsaale ward ein echt schottisches Konzert
vor einem sehr brillanten Auditorium gegeben. Es war als ein Vokalkonzert
angekuendigt und bestand nur aus drei Singstimmen, begleitet
von einem Pianoforte. Die Saenger gaben den ganzen Abend nur
leichte Romanzen, Lieder und dreistimmige Kanons, hier Glees genannt.
Diese Art Musik ist in England, noch mehr in Schottland, sehr beliebt.
Musik und Text waren ganz schottisch. Letzterer oft aus Ossian entlehnt,
erstere durchaus sanft und klagend, durch Molltoene sich hinwindend.
Manche uralte Melodie ertoente hier und wurde mit heisser Vaterlandsliebe
aufgenommen. Das Ganze waere fuer eine Stunde etwa recht angenehm
gewesen; aber es hatte den Fehler aller Ergoetzlichkeiten in Grossbritannien,
es waehrte zu lange. Das Auditorium war indessen sehr aufmerksam
bis ans Ende; nur einige aeltliche Herren, die sich wahrscheinlich
bei Tische das Wohl der Nation zu sehr zu Herzen genommen hatten,
verfielen in suessen Schlummer und schnarchten ueberlaut den Grundbass
zu dem etwas mageren Akkompagnement des Pianoforte. Die Singstimmen
waren gut und sangen diese einfachen Melodien, wie dergleichen
gesungen werden muessen, schmucklos, richtig und ausdrucksvoll.
Die laermende Woche war nun vorueber, die Sehens
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