von Moskau weg?
-- Neunhundert Werst, antwortete Michael Strogoff.
-- Neunhundert auf sieben Tausend!" seufzte das junge Maedchen.
Die Zeit zum Fruehstuecken war gekommen; das Laeuten einer Glocke meldete es
den Reisenden. Nadia folgte Michael Strogoff nach den Restaurationsraeumen
des Steamers. Sie beruehrte die auf einer seitlichen Tafel servirten
Vorspeisen nicht, unter denen sich Caviar, Haering in Stuecken, anishaltiger
Kornbranntwein u. dergl. zur Anregung des Appetites befand, eine Sitte,
der man in allen noerdlichen Laendern, in Russland ebenso wie in Schweden und
Norwegen begegnet. Nadia ass nur wenig, etwa wie ein armes Maedchen, deren
beschraenkte Mittel sie nicht weiter gehen liessen. Michael Strogoff glaubte
sich also auch mit den Gerichten zufrieden geben zu sollen, welche seiner
Gefaehrtin genuegten, naemlich ein wenig "Kulbat", eine Art Pastete aus Reis,
Eidotter und geklopftem Fleisch; Rothkohl mit Caviar und als Getraenk etwas
Thee.
Diese Mahlzeit war weder lang noch kostspielig, und kaum zwanzig Minuten,
nachdem sie sich zu Tisch gesetzt hatten, betraten Michael Strogoff und
Nadia wieder das Deck des "Kaukasus".
Sie setzten sich auf dem Hinterdeck nieder, und Nadia begann ohne alle
Umschweife, aber mit leiser Stimme, um nur von ihrem Nachbar gehoert zu
werden:
"Bruder, ich bin die Tochter eines Verbannten. Ich heisse Nadia Fedor. Vor
kaum einem Monat starb in Riga meine Mutter, und ich begebe mich jetzt
nach Irkutsk, um meinen Vater aufzusuchen und sein Exil zu theilen.
-- Auch ich gehe nach Irkutsk, antwortete Michael Strogoff, und werde es
als eine Gnade des Himmels betrachten, Nadia Fedor frisch und gesund in
die Arme ihres Vaters zu fuehren.
-- Ich danke, Bruder!" erwiderte Nadia.
Michael Strogoff fuegte noch hinzu, dass er fuer Sibirien einen speciellen
Podaroshna erhalten habe und ihrer Reise seitens der russischen Behoerden
kein Hinderniss im Wege stehen werde.
Nadia fragte nicht weiter. Sie sah in der zufaelligen Begegnung dieses
einfachen, gutherzigen jungen Mannes nur Eins: das Hilfsmittel zu ihrem
Vater zu gelangen!
"Ich besass, fuhr sie fort, einen Pass, der mir erlaubte, nach Irkutsk zu
gehen; ihn hat der Erlass des Generalgouverneurs zu Nishny-Nowgorod
ungiltig gemacht, und ohne Dich, Bruder, haette ich die Stadt, in der Du
mich wieder fandest und in welcher ich umgekommen waere, nicht verlassen
koennen.
-- Und allein, Nadia, bemerkte Michael Strogoff, ganz alle
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