hm losgelassen seien, floh er durch den Park und aus
dem Park ueber das Feld und erreichte stoehnend, keuchend, atemlos den
Ort, an dem er vor kurzer Frist gestanden und sich schluessig gemacht
hatte.
Aber dies alles liess nur blitzartig verschwindende Eindruecke zurueck. Bis
zur Verruecktheit jedoch quaelte ihn das Kitzeln unter der Haut.--Ein
Arzt! Wo fand er einen Arzt?! Der naechste wohnte in Elsterhausen. Aber
jetzt bei nacht konnte er ihn doch nicht aufsuchen!--Und alle Welt nahm
an, dass er sich im Sueden aufhalte, und nun war er ploetzlich
da!--Weshalb?--Nein, das ging nicht. Er musste zurueck nach dem kleinen,
westlich liegenden Ort L. und von dort nach Hamburg, wo er sich die
letzten Tage aufgehalten hatte.
Zunaechst aber war es noetig, die Nacht durchzumarschieren, um wieder dort
einzutreffen.--So war denn abermals alles umsonst gewesen.--Alles
umsonst!
Und immer entsetzlicher ward das Prickeln, und je mehr er kratzte, desto
fuerchterlicher ward es.
"Herr Gott im Himmel! Hilf! Was soll daraus werden?"
Wie? Er rief den Gott an, an den er nicht glaubte, den er bisher
behandelt hatte wie ein Spielzeug?
Am Ende gab's doch ein hoeheres Wesen, das belohnte und strafte--am Ende
gab's doch eine Vergeltung? War er bisher mit Blindheit geschlagen
gewesen? Siegte doch das Gute, und ging das Boese unter----?
Ploetzlich, in der namenlosen Qual, erhob sich eine Stimme in ihm, die er
zuletzt gehoert hatte in seiner Knabenzeit, als er noch gut sein wollte,
Fehler und Vergehen bereute, als noch ein ehrliches Streben ihn
durchdrang, er an sich, an seine Umgebung, an die Menschen glaubte.
Ach, sie hatten ihm schon in seiner ersten Jugend die Illusionen
genommen, mit seinem fruehreifen Verstande hatte er durchschaut, wie
gleichgueltig er seinem Vater sei, wie wenig seine Mutter ihn liebte, wie
berechnend, wie heuchlerisch die Menschen waren.
Und das Beispiel hatte auf ihn eingewirkt. Er hatte auch eine weiche
Seele und ein fuer Eindruecke empfaengliches Herz besessen, aber allmaehlich
waren sie erstarrt. Es blieb nur Raum in ihm fuer Regungen, die auf sein
sich immer widerwaertiger ausbildendes Ich Bezug hatten. Unterstuetzt
durch eine robuste Gesundheit und durch das ihn begleitende Glueck war er
einhergegangen, als koenne nie ein Wechsel eintreten; nicht einmal der
Gedanke an die Moeglichkeit einer Aenderung war ihm gekommen. Er sah, was
in der Welt um ihn her vorging, aber was Schlimmes geschah, das stiess
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