eine Richtigkeit hat, mit der sich
Maffei schmeichelte: so koennen wir den Plan des Kresphontes ziemlich
genau wissen. Er glaubte ihn naemlich bei dem Hyginus, in der
hundertundvierundachtzigsten Fabel, gefunden zu haben.[5] Denn er haelt
die Fabeln des Hyginus ueberhaupt groesstenteils fuer nichts, als fuer die
Argumente alter Tragoedien, welcher Meinung auch schon vor ihm Reinesius
gewesen war, und empfiehlt daher den neuern Dichtern, lieber in diesem
verfallenen Schachte nach alten tragischen Fabeln zu suchen, als sich
neue zu erdichten. Der Rat ist nicht uebel und zu befolgen. Auch hat ihn
mancher befolgt, ehe ihn Maffei noch gegeben, oder ohne zu wissen, dass er
ihn gegeben. Herr Weisse hat den Stoff zu seinem "Thyest" aus dieser Grube
geholt; und es wartet da noch mancher auf ein verstaendiges Auge. Nur
moechte es nicht der groesste, sondern vielleicht gerade der allerkleinste
Teil sein, der in dieser Absicht von dem Werke des Hyginus zu nutzen.
Es braucht auch darum gar nicht aus den Argumenten der alten Tragoedien
zusammengesetzt zu sein; es kann aus eben den Quellen, mittelbar oder
unmittelbar, geflossen sein, zu welchen die Tragoedienschreiber selbst
ihre Zuflucht nahmen. Ja, Hyginus, oder wer sonst die Kompilation
gemacht, scheinet selbst die Tragoedien als abgeleitete verdorbene Baeche
betrachtet zu haben; indem er an verschiedenen Stellen das, was weiter
nichts als die Glaubwuerdigkeit eines tragischen Dichters vor sich hatte,
ausdruecklich von der alten echtern Tradition absondert. So erzaehlt er
z.E. die Fabel von der Ino und die Fabel von der Antiopa, zuerst nach
dieser und darauf in einem besondern Abschnitte nach der Behandlung des
Euripides.
----Fussnote
[1] "Lettres familieres".
[2] Aristote, dans sa Poetique immortelle, ne balance pas a dire que la
reconnaissance de Merope et de son fils etait le moment le plus
interessant de toute la scene Grecque. Il donnait a ce coup de Theatre la
preference sur tous les autres. Plutarque dit que les Grecs, ce peuple si
sensible, fremissaient de crainte que le vieillard, qui devait arreter le
bras de Merope, n'arrivat pas asseztot. Cette piece, qu'on jouait de son
temps, et dont il nous reste tres peu de fragments, lui paraissait la
plus touchante de toutes les tragedies d'Euripide etc. Lettre a
Mr. Maffei.
[3] Dasjenige, welches Dacier anfuehret ("Poetique d'Aristote", Chap. XV.
Rem. 23.), ohne sich zu erinnern, wo er es gelesen, stehet bei dem
Plutar
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