ch ist vergesse mich. Wie gehoert das alles zur "Zelmire"?
Du Belloy war ein junger Mensch, der sich auf die Rechte legen wollte
oder sollte. Sollte, wird es wohl mehr gewesen sein. Denn die Liebe zum
Theater behielt die Oberhand; er legte den Bartolus beiseite und ward
Komoediant. Er spielte einige Zeit unter der franzoesischen Truppe zu
Braunschweig, machte verschiedene Stuecke, kam wieder in sein Vaterland
und ward geschwind durch ein paar Trauerspiele so gluecklich und beruehmt,
als ihn nur immer die Rechtsgelehrsamkeit haette machen koennen, wenn er
auch ein Beaumont geworden waere. Wehe dem jungen deutschen Genie, das
diesen Weg einschlagen wollte! Verachtung und Bettelei wuerden sein
gewissestes Los sein!
Das erste Trauerspiel des Du Belloy heisst "Titus"; und "Zelmire" war sein
zweites. "Titus" fand keinen Beifall, und ward nur ein einziges Mal
gespielt. Aber "Zelmire" fand desto groessern; es ward vierzehnmal
hintereinander aufgefuehrt, und die Pariser hatten sich noch nicht daran
satt gesehen. Der Inhalt ist von des Dichters eigener Erfindung.
Ein franzoesischer Kunstrichter[1] nahm hiervon Gelegenheit, sich gegen
die Trauerspiele von dieser Gattung ueberhaupt zu erklaeren: "Uns waere",
sagt er, "ein Stoff aus der Geschichte weit lieber gewesen. Die
Jahrbuecher der Welt sind an beruechtigten Verbrechen ja so reich; und die
Tragoedie ist ja ausdruecklich dazu, dass sie uns die grossen Handlungen
wirklicher Helden zur Bewunderung und Nachahmung vorstellen soll. Indem
sie so den Tribut bezahlt, den die Nachwelt ihrer Asche schuldig ist,
befeuert sie zugleich die Herzen der Itztlebenden mit der edlen Begierde,
ihnen gleich zu werden. Man wende nicht ein, dass 'Zaire', 'Alzire',
'Mahomet' doch auch nur Geburten der Erdichtung waeren. Die Namen der
beiden ersten sind erdichtet, aber der Grund der Begebenheiten ist
historisch. Es hat wirklich Kreuzzuege gegeben, in welchen sich Christen
und Tuerken zur Ehre Gottes, ihres gemeinschaftlichen Vaters, hassten und
wuergten. Bei der Eroberung von Mexiko haben sich notwendig die
gluecklichen und erhabenen Kontraste zwischen den europaeischen und
amerikanischen Sitten, zwischen der Schwaermerei und der wahren Religion
aeussern muessen. Und was den 'Mahomet' anbelangt, so ist er der Auszug, die
Quintessenz, so zu reden, aus dem ganzen Leben dieses Betruegers; der
Fanatismus, in Handlung gezeigt; das schoenste philosophische Gemaelde, das
jemals von diesem gefaehrlichen Un
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