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Gasthause in der Kochkunst zu vervollkommnen. Es galt als Vorzug, dass sie diese Lernzeit bei _Grodemange_ verbringen durfte. Was sie hier sah und lernte, trug sie saeuberlich in ein dickes Heft ein. Gedruckte Kochbuecher hatten damals wenig Geltung, und ich habe heute noch das staerkere Vertrauen zu jenen geschriebenen Rezepten, die ich als Erinnerungen aufbewahre. Nach einem halben Jahre kehrte meine Mutter freudig zurueck. Sie hing zeitlebens mit allen Fasern an ihrem Heimatdorfe und an ihrer aelteren Schwester Marie, die in jungen Jahren den k. Posthalter und Verleger _Eduard Lang_ heiratete, frueh Witwe wurde und die auf uns Kinder durch ihre vornehme, stille Art einen unvergesslichen Eindruck machte. Die Schwabenwirtstoechter, deren jugendliche Anmut mir eine Daguerreotypie zeigt, fanden neben ihrer Arbeit immer noch Zeit, ihren Geist zu bilden, und wenn sie nicht allzuviel lasen, so lasen sie ganz gewiss nie einen seichten Roman. Man ergoetzte sich gemeinsam mit Gleichstrebenden an einem guten Buche, und ein studierender Juengling konnte sich in den Ferien hohe Anerkennung erwerben, wenn er seine erst kuerzlich erworbenen Kenntnisse in literarhistorischen Bemerkungen zu "Werthers Leiden" oder zu "Hermann und Dorothea" zeigte. Man las neben einigen Klassikern auch Stifters Studien, dies und jenes von Jean Paul, und man fuehrte darueber empfindsame Gespraeche, bei denen die Maedchen wohl nur die Zuhoererinnen abgaben. Dies alles bewegte sich in bescheidenen Grenzen, fuehrte nicht zu Ueberklugheit und foerderte eine wirkliche Herzensbildung. Wie das im lieben Deutschland ueblich ist und war, mussten auch in Oberammergau gleichgestimmte Naturen einen Verein gruenden zur Pflege ihrer Ideale, oder der Liebe zum "Guten, Wahren und Schoenen", wie man damals sagte. Der Verein erhielt den Namen "Ambronia" mit Beziehung auf den lieblichen Fluss, der sich durch das Tal schlaengelt. Hochstrebende Juenglinge, die spaeter als Notare, Aerzte und geistliche Raete im Vaterlande wirkten, schlossen den Bund, dem auch bildungsfrohe Maedchen beitreten durften. Wer sich geneigt fuehlt, darueber zu laecheln, der lege sich die Frage vor, wo heute noch in einem kleinen, abgelegenen Dorfe eine solche Vereinigung zustande kommen koennte, und ob in diesem Streben nicht ein gesunderer Kern steckte als im Literaturklatsch und in den Moderichtungen unserer groesseren Staedte. Im uebrigen war Oberammergau in der Mitte des v
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