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, Fritz, dass du gekommen bist, sonst waere es mir vielleicht schlecht ergangen!" Auf diese Erzaehlung Winterfeldts hin trat Graf Moltke, welcher sich gerade eine Zigarre aussuchte, mit drei grossen Schritten unter uns und sagte in scharf betonten Worten: "Das brauchte der Prinz nicht zu sagen. Er wusste doch, dass der Kronprinz heranbefohlen und gegen Mittag auf dem Schlachtfeld zu erwarten war, und damit war der Sieg sicher." Nach dieser Bemerkung wandte sich der Feldmarschall wieder den Zigarren zu. Zu Kaisers Geburtstag waren die Generale und Stabsoffiziere des Generalstabes Gaeste des Feldmarschalls. Bei einer solchen Gelegenheit behauptete einer der Herrn, dass Moltkes Kaisertoast einschliesslich der Anrede und des ersten "Hoch" nicht mehr als zehn Worte enthalten wuerde. Hieraus entstand eine Wette, bei der ich Unparteiischer war. Der dagegen Wettende verlor, denn der Feldmarschall sagte nur: "Meine Herrn, der Kaiser hoch!" Worte, die in unserm Kreise und aus diesem Munde wahrlich genuegten. Im naechsten Jahre sollte die gleiche Wette abgeschlossen werden, aber der Gegenpart dankte dafuer. Er haette dieses Mal gewonnen, denn Graf Moltke sagte: "Meine Herrn, Seine Majestaet der Kaiser und Koenig Er lebe hoch!" Das sind elf Worte. Uebrigens war Graf Moltke im geselligen Verkehr durchaus nicht schweigsam, sondern ein sehr liebenswuerdiger, anregender Unterhalter mit viel Sinn fuer Humor. Im Jahre 1891 sah ich den Feldmarschall zum letzten Male, und zwar auf seinem Totenbett. Ich durfte am Morgen nach seinem Hinscheiden vor ihn treten. Der Entschlafene lag aufgebahrt ohne die uebliche Peruecke, so dass die wundervolle Form seines Kopfes voll zur Geltung kam. Es fehlte nur ein Lorbeerkranz um seine Schlaefe, um das Bild eines idealen Caesarenkopfes zu vervollstaendigen. Wie viele gewaltigen Gedanken waren in diesem Kopfe entstanden, welch hoher Idealismus hatte hier seine Staette gehabt, welch ein Adel der Gesinnung hatte von dort aus zum Wohle unseres Vaterlandes und seines Herrschers selbstlos gewirkt. Eine an Geist wie an Charakter gleich grosse Persoenlichkeit hat nach meiner Ueberzeugung seitdem unser Volk nicht mehr hervorgebracht, ja Moltke ist vielleicht in der Vereinigung dieser Eigenschaften eine einzig dastehende Groesse gewesen. Schon 3 Jahre vorher war unser erster, so grosser Kaiser von uns gegangen. Ich war zur Totenwache im Dom kommandiert und durfte dort meinem ueber Alles geliebten Kaiserliche
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